Rezension

Ein Jugendbuch, das scheinbar zu keiner Zielgruppe passt

Very First Time - Cameron Lund

Very First Time
von Cameron Lund

Bewertet mit 3 Sternen

„Mal ehrlich, ob man noch Jungfrau ist, sollte nicht diese große Rolle spielen. Wir machen uns alle so viel unnötigen Druck. Erst dadurch wird es so ungeheuer wichtig. Du solltest dir nicht den Kopf darüber zerbrechen, dass du noch Jungfrau bist. Alle finden es völlig okay.“ „Aber genau das ist das Problem.“ Ich stelle meinen Kaffee auf den Tisch. „Alle wissen davon. Sie sollten es nicht alle okay finden, sie sollten es alle gar nicht erst wissen.“

Bücher zu dem Thema Jungfräulichkeit, erstes Mal und erste Liebe gibt es zu genüg und auch die Idee, das erste Mal mit seinem besten Freund zu haben, gibt es häufiger. Ein Gedanke, der auch immer wieder in Romanen sehr schön umgesetzt wird. Auch wenn ich hier schon einige Bücher zu gelesen habe, wollte ich auch gerne diese Geschichte kennenlernen. Irgendwie konnte ich mich mit Keely im Klappentext gut identifizieren. Ich bin auch eine kleine Planerin und mag es, wenn alles bis ins kleinste Detail durchdacht ist.

Tatsächlich bin ich direkt auf den ersten Seiten auf noch mehr Gemeinsamkeiten zu Keely gestoßen. Sie liebt alte Filme, kann jede Filmmusik nach wenigen Takten erkennen und steht nicht sonderlich auf Kleider, Schminke und den mädchenhaften Kram. Ihren Charakter mochte ich sehr.

Auch der Schreibstil konnte mich direkt überzeugen. Er ist locker und amüsant geschrieben. Ich konnte mir das Highschool leben sehr gut vorstellen und war zugleich erleichtert bei dem ganzen Drama selbst nicht auf diese Schule zu gehen und das Thema schon längst abgeschlossen zu haben. Die ganze Atmosphäre hat etwas extrem gemütliches, wie ein ruhiger Abend auf der Couch mit einer heißen Tasse Tee.

Direkt von Anfang an - eigentlich sogar schon nach dem Klappentext - weiß der Leser, wie sich die ganzen Geschichte entwickeln wird. Es gab hier nur sehr wenige Überraschungen für mich und die paar Wendungen wurden durch genug Hinweise früh genug angekündigt. Man sollte dieses Buch somit nicht lesen, wenn man auf unerwartete Wendungen steht.

Ehrlich gesagt finde ich es sehr schwer dieses Buch überhaupt zu empfehlen. Das Thema ist eindeutig die erste Liebe, der Umgang mit der eigenen Jungfräulichkeit und das erste Mal Sex. Wie in dem Zitat oben gibt es hier einige sehr wichtige Botschaften. Das ist ein höchst persönliches Thema und jeder kann da für sich selbst entscheiden, wann er oder sie zu was bereit ist oder nicht. In diesem Buch gibt es aber auch einige Meinungen von pubertierenden Jugendlichen, die nicht so ganz richtig oder hilfreich sind. Da wird die Jungfräulichkeit wie ein Pflaster behandelt, dass man am besten einfach schnell abreist. Ich schätze daher, dass das Buch auch junge Leser auf eine unglückliche Art beeinflussen kann. Für deutlich ältere Leser (und damit zähle ich mich selbst mit Mitte zwanzig schon dazu) ist es teilweise etwas kindisch. Es scheint somit nur eine sehr begrenzte Zielgruppe zu geben.

Von mir bekommt das Buch daher eine nur sehr eingeschränkte Leseempfehlung. Wer gerne ein Buch zu diesem Thema lesen sollte, der sollte lieber zu „Never Too Close“ aus dem LYX Verlag greifen. Diese Geschichte geht in meinen Augen besser mit dem Thema um.