Rezension

Ein Jugendbuch mit enormer Sogwirkung

Das dunkle Herz - Lukas Hainer

Das dunkle Herz
von Lukas Hainer

Bewertet mit 4 Sternen

Allgemeines:

Anfang März 2018 ist der erste Jugendroman des Autoren Lukas Hainer bei ivi, einem Imprint des Piper Verlags, erschienen. Hainer ist vor allem Songtexter, hat aber auch bereits mit der bekannten Band Santiano die von ihm verfasste Kinderbuchreihe namens König der Piraten künstlerisch umgesetzt.

Das dunkle Herz ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und umfasst 384 Seiten. Wer sich fragt, welche Zielgruppe bzw. welches Genre Das dunkle Herz ansprechen möchte, wird vermutlich auf unterschiedliche Antworten stoßen. Vom Verlag wird es in das Genre der Fantasy eingeordnet, inhaltlich weist es aber auch Elemente anderer Genres auf.  Meiner Meinung nach sollten die Leser des Buches nicht zu jung sein, da die Handlung  vermutlich sonst nicht in vollem und intendiertem Ausmaß erfasst werden kann.

Inhalt:

„Während einer Gedenkfeier für ihren verschwundenen Bruder wird Anna schwarz vor Augen, und sie erwacht am Rande einer verlassenen Wüstenstadt. Als alle Versuche scheitern, Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen, sucht sie in der Stadt nach Antworten und stößt auf weitere Ankömmlinge, unter ihnen der junge Nick. Bald entbrennt ein Kampf ums Überleben, sowohl mit ihrer unwirtlichen Umgebung als auch unter den Gestrandeten selbst. Während die Spannungen eskalieren und es sogar zu Toten kommt, findet Anna plötzlich Hinweise auf ihren Bruder – ist es möglich, dass er noch lebt? Als sie der Spur folgen, stoßen Nick und sie auf ein furchtbares Geheimnis, das dieser Ort und seine Bewohner hüten: das dunkle Herz. Und plötzlich geht es um weit mehr als nur um ihr eigenes Schicksal.“ (Quelle: Piper)

Meine Meinung:

Bevor ich mit dem Hauptteil meiner Rezension beginne, möchte ich euch bereits an dieser Stelle verraten, dass Das dunkle Herz der Auftaktband zu einer Reihe ist. Mit dieser Information versorgt, konnte ich persönlich wesentlich mehr mit dem Buch anfangen. Da es diesbezüglich keine Andeutungen gibt, blieben einige Leser nach der Lektüre durchaus (sehr) unbefriedigt zurück. Ich habe die Auskunft zum Glück bereits als Antwort auf meine Rezensionsanfrage hin erhalten und wusste, dass der erste Band nicht alle Fragen beantworten, und schon gar nicht aufklären würde, womit wir es ganz genau zu tun haben. Aber nun zum Wesentlichen…

Hainers Jugendroman ist düster und spannend. Er wirkt echt. Genau so könnte sich die Handlung irgendwo auf dieser Welt abgespielt haben. Das geht an manchen Stellen unter die Haut. Bis ins (dunkle) Herz. Das ist manchmal zu viel. Manchmal eklig. Manchmal beängstigend. Aber vor allem: erschreckend. Es ist erschreckend, wozu Menschen fähig sind, wenn sie in bestimmte Situationen geraten. Zu welchen Mitteln sie greifen und welche Handlungen durch ihre Verzweiflung oder den Genuss ihrer neuen Lebensumstände hervorgerufen werden. Dabei tun sich menschliche Abgründe auf. Aber auch Zusammenhalt, neue Freundschaften und die Knospen von Liebe.

Wie würdest du reagieren? Was würdest du tun, wenn es ums Überleben in einer lebensfeindlichen Umgebung geht? Das dunkle Herz ist nicht das erste Buch, das sich mit dieser oder ähnlichen Fragen auseinandersetzt. Der Herr der Fliegen, Battle Royale und natürlich auch die auf dieser Grundlage entstandene Panemtrilogie werden mit Sicherheit einige von euch kennen. Hainer geht Fragen nach, die viele Menschen beschäftigen, über die die meisten schon einmal nachgedacht haben. Das tut er mit einer Eindringlichkeit, die mich beeindruckt hat. Sein Schreibstil ist dabei sehr flüssig und es macht Spaß, an der Geschichte dran zu bleiben. Das dunkle Herz zieht einen geradezu in diese Geschichte. Es ist wie ein Sog – beinahe, als ob Das dunkle Herz tatsächlich existiert. Irgendwo da draußen.

Wohin die Geschichte uns führen wird, das ist mir nach dem ersten Band noch nicht klar. Es werden viele Andeutungen gemacht, kleine Hinweise auf aktuelle Themen gegeben, aber bisher bleiben die Hintergründe des Ganzen in großen Teilen undurchsichtig. Ich hätte mir dahingehend vor allem gegen Ende des Buches etwas mehr gewünscht. Auch ein erster Band muss zumindest einige Fragen beantworten oder mir als Leser kleine Häppchen zuwerfen. Sonst bleibe ich auch mit dem Wissen, dass es einen zweiten Band gibt, unbefriedigt zurück. Ich würde am liebsten sofort weiterlesen, ich möchte wissen, um was es schlussendlich geht, wie alles gelöst werden wird. Wann erscheint bloß der zweite Band???

Fazit:

Ein Jugendbuch mit enormer Sogwirkung. Erinnert an Herr der Fliegen, erzählt aber eine ganz eigene Geschichte.