Rezension

Ein Kaleidoskop von Geschichten

Mulans Töchter - Bettine Vriesekoop

Mulans Töchter
von Bettine Vriesekoop

Bewertet mit 3 Sternen

Die ehemalige Hochleistungssportlerin Bettine Vriesekopp verbindet eine fast 40 Jahre andauernde Beziehung zu China. Schließlich mündet diese im Jahr 2013 in eine Gastprofessur und somit ein Projekt mit Master-Studentinnen, welches sich mit dem Thema neue Weiblichkeit in China befasst. In "Mulans Töchter. Wie moderne Frauen das Gesicht Chinas verändern" präsentiert uns die Autorin den Kern dieses Projekts in einzelnen, interessanten Frauenporträts. Fotografien und Zeichnungen unterstreichen die Wirkung des Texts und machen ihn anschaulicher.

Es sind ganz unterschiedliche Frauen und vor allem Charaktere, die Bettine Vriesekopp in Chinas Hauptstadt Peking zum Gespräch trifft. Von der Prostituierten zur Schönheitschirurgin,von dem homosexuellen Pärchen zur modernen Schwertfrau - sie alle stehen der Niederländerin mehr oder weniger freimütig Rede und Antwort über ihre Rolle als Frau, ihre Sexualität und ihre Wünsche für die Zukunft. Es geht natürlich auch um Politik, zum Beispiel die Ein-Kind-Politik oder die fehlende staatliche Unterstützung, wenn es um Tabu-Themen wie Sexualität geht. Es werden aber auch ganz private Episoden erzählt: von gebundenen Lotusfüßchen, vom Kupplermarkt in Peking und so genannten "Essensrestchen" und "kahlen Zweigen", also unverheirateten Frauen und Männern, deren Verfallsdatum in den Augen ihrer Eltern längst abgelaufen scheint.

Wer hier eine wissenschaftliche Ausarbeitung erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Zwar werden einige Studien zitiert und Zahlen präsentiert, jedoch ist das Buch eher ein stetes Kreisen um das Thema der modernen Frauen in China und ihre historischen und zeitgenössischen Vorbilder. Die Autorin selbst beschreibt in ihrem Nachwort, dass ihr eigentlich nicht alles gelungen ist, was sie in diesem Projekt leisten wollte. Zwar schlägt sie sehr kurzweilig den Bogen von Heldinnen wie Hua Mulan oder den Schauspielerinnen aus Kung Fu-Filmen zur gelebten Wirklichkeit Frauen aller Altersschichten in Peking. Ein klares Fazit gelingt ihr dabei jedoch nicht, zumal der Eindruck bleibt, dass es noch so viele Frauengeschichten gibt, die nicht erzählt wurden. Akzeptiert man "Mulans Töchter" jedoch als ein Kaleidoskop spannender Einzelschicksale, so kann man durchaus viel Freude mit der Lektüre haben. 

Fazit: Eine halb-wissenschaftliches Buch, das uns interessante Frauen vorstell