Ein Kind so wild wie der Wald
Bewertet mit 5 Sternen
Schon als Kind lauscht Wasja ihrem Kindermädchen Dunja, wenn diese in kalten Winternächten von der Rusalka oder dem Domowoi erzählt. Gute und böse Geister die auf und um den Hof der Familie leben sollen. Als Wasja zu einer ungezähmten jungen Frau heranwächst, merkt sie schnell, dass an den alten Märchen viel mehr dran ist als gedacht. Sie kann mit den Geschöpfen aus den Sagen und Legenden der alten Dunja reden und zu ihr kommen all die Geister, um Wasja zu warnen. Aus den Tiefen der Wälder droht eine große Gefahr.
Der Kampf scheint schon verloren, als Wasja sich auch noch gegen den jungen, überambitionierten Priester Konstantin wehren muss. Der Ikonenmaler zieht mit seiner Leidenschaft und Inbrunst die Dorfbewohner auf seine Seite. Der Glaube an die alten Mythen schwindet zusehends und somit auch die magischen Geschöpfe selbst.
Doch Wasja wäre nicht das besondere Mädchen, das schon ihre Mutter in ihr gesehen hat, wenn sie sich, wie vom Vater gewollt, einfach an den Herd stellen würde. Der Wildfang nimmt den Kampf gegen das Böse auf und bringt sich selbst in große Gefahr, um ihre Lieben zu beschützen.
Wer mit dieser Geschichte eine 08/15-Heldinnen-Fantasy-Geschichte erwartet, liegt komplett daneben. Wasja ist ihrer Zeit weit voraus, sie schleicht lautlos durch den Wald, ist blitzgescheit und reitet wie ein Bojar! Dieser hinreißende Charakter, verbunden mit den alten russischen Märchen, ergibt einen bezaubernden Schmöker für die kommenden kalten Tage. Väterchen Frost wütet hier zwar nicht so doll, dass man monatelang an das Haus gefesselt ist, aber Katherine Arden fesselt uns mit dieser packenden Geschichte über Mut, Familie und den Wunsch nach unbändiger Freiheit.