Rezension

Ein klassischer Mittelteil

Manipuliert (Bd. 2)
von Teri Terry

Bewertet mit 3 Sternen

Es gibt Autoren, die wissen ganz genau, wie sie ihre Leser ab der ersten Zeile begeistern. Egal ob Einzelband oder Trilogie – Teri Terry ist für mich so eine Autorin. Sie schafft es immer wieder aufs Neue eine spannende und kluge Handlung zu stricken und sie mit Charakteren zu bestücken, die alles andere als eindimensional sind. Mit dem Thema von „Infiziert“ - dem ersten Band ihrer „Dark Matter“ - Trilogie hat sie mich völlig für sich einnehmen können, denn diese Thematik lässt sich hervorragend ins Hier und Jetzt übertragen: In „Infiziert“ bedroht eine Epidemie, die sich von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt und bis über die Landesgrenzen schleicht, die Bewohner Großbritanniens. Der Ursprung dieser Katastrophe liegt für die meisten Betroffenen jedoch im Verborgenen. Teri Terry nimmt ihre Leser von der ersten Sekunde des Ausbruchs mit und entführt sie in eine beachtliche Handlung. Auch wenn es für mich als Leser sehr faszinierend war mitzuerleben, wie ein vermeintlicher Erreger von Mensch zu Mensch getragen wird und katastrophale Zustände zur Folge hatte, gab es zum Ende dieses ersten Bandes einige ernüchternde Momente, weil vieles in der Handlung vorhersehbar und etwas überzogen war. Dennoch wollte ich unbedingt wissen, wie es den literarischen Helden aus dieser Geschichte ergeht.

In „Manipuliert“ dem zweiten Band aus der Feder von Teri Terry geht es vor allem um eine Frage: Wie lebt man mit der Schuld, dass alle Menschen, denen man nahe sein möchte, weil man sie liebt, sterben? Shay ist sich sicher, dass sie zu dem Ursprung des Ausbruchs gehört und sie überträgt. Kämpferisch sucht sie nach einer Lösung die Seuche aufzuhalten und isoliert sich. Doch die Seuche breitet sich weiter aus und über die Grenzen des Landes hinaus entbrennt eine Hetzjagd auf die Überlebenden. Die wahren Verursacher der Katastrophe bleiben jedoch für die meisten im Verborgenen.

Terrys altbekannte Charaktere haben mit der Einführung neuer Figuren etwas an Glanz und Vielseitigkeit verloren. Besonders Kai, der zunehmend hin- und hergerissen wirkt und sich genau wie die Handlung im Kreis dreht. Die neuen Protagonisten muten an, als hätte sie Teri Terry mit Gewalt in dieses Szenario gepresst, damit sie einen Kontrast zu allen anderen bieten.

Sehr gelungen fand ich die Beschreibungen zur Isolierung von Shay. Im ersten Band ließ die Autorin noch alle literarischen Figuren abwechselnd aus ihrer Sichtweise berichten. Mit Shays zunehmender Isolierung verschwinden auch ihre Schilderungen, um später mit einem Paukenschlag wieder aufzutauchen.

Gelungen war auch der wissenschaftliche Teil der Geschichte. Teri Terry erklärt viele für die Handlung wichtige Aspekte aus der Quantenphysik, sodass auch ein völlig ahnungsloser Leser wie ich es versteht.

Trotz der großartigen Thematik und einer meist rasanten Handlung ist „Manipuliert“ in meinen Augen dann doch ein klassischer Mittelteil, der lediglich dazu dient, viele Seiten mit oft belanglosen Taten der literarischen Helden zu füllen. Der erste gelesene Teil wies schon einige Längen auf, aber mit dem Folgeband wurde mein Durchhaltevermögen auf eine größere Probe gestellt. Ich hatte stets das Gefühl, mit der Handlung im Kreis zu laufen, ohne voranzukommen. Die literarischen Figuren sind durchgehend auf der Suche nach dem, was eigentlich offensichtlich ist und jeder Leser längst weiß. Dieser Aspekt war einfach sehr ermüdend. 
Ich fieberte irgendwann nur noch dem Ende entgegen und vergaß dabei, dass dieser Teil nicht der letzte sein wird. Die Handlung wirkte für mich so, als wäre kein Stoff mehr für den finalen Band vorhanden. Jedoch hatte ich die Tricks der Autorin nicht bedacht. Teri Terry stampfte zu guter Letzt noch einen fiesen Cliffhanger aus dem Boden, der mir wieder verdeutlicht hat, dass die Geschichte noch kein Ende gefunden hat.

Etwas unschlüssig bin ich mir noch, ob ich diese Reihe wirklich weiterlesen möchte. Kommt Zeit, kommt Rat, denn unmittelbar nach dem Ende von „Manipuliert“ tendiere ich zu einem Nein.

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