Rezension

Ein kleiner Schatz für Kinderbuchliebhaber

Geschichten vom Löffelchen
von Herbert Heckmann

„Geschichten vom Löffelchen“ ist ein Kinderbuch aus dem Jahre 1970, neu erschienen in der Reihe ‚Die Bücher mit dem blauen Band‘ des Fischer Verlags.

Das Buch handelt von dem Jungen Hans Kugler, der wegen seiner großen, abstehenden Ohren von allen Löffelchen genannt wird. Er ist, „was man einen talentierten Esser nennt“, was man ihm allerdings nicht ansieht. „Die beiden Großmütter sorgten für das leibliche Wohl ihres Enkels, den sie erstens zu dünn fanden und zweitens zu gefräßig.“ (S.9f) Der Leser erlebt diverse Anekdoten und kurze Episoden aus dem Leben Löffelchens. Erfrischend, pfiffig und mit viel Herz berichtet Herbert Heckmann von seinem neugierigen Schelm. Er ist ein junggebliebener Erzähler voller Lebenserfahrung, der möglicherweise aus der Retroperspektive berichtet oder zum dem Zeitpunkt gegenwärtige Erfahrungen schildert. Die Zeichnungen von Janosch ergänzen das Geschriebene auf herrliche und köstliche Weise.

„Geschichten vom Löffelchen“ überzeugt mit einem unaufgeregten, schlichten Humor, der ohne Klamauk auskommt. Es werden auch besinnende Töne angeschlagen, weise Einsichten eingestreut und ernste Themen angeschnitten und Kindern locker, aber ehrlich näher gebracht.
Ein Beispiel: (Vor der Szene: Löffelchen denkt darüber nach, General zu werden. Er und sein Freund Hummelpaul spielen Krieg. Am Ende kommt Löffelchen zu einer schlichten Erkenntnis, die ohne moralischen Zeigefinger präsentiert wird.)
‚„Stell dir einmal vor“, begann Löffelchen nach einer Weile, „das hier wäre ein echter Krieg gewesen.“ „Und?“ „Na ja, dann wären alle tot, und es gäbe keinen Baum mehr, keine Felder, keine Straßen, keine Häuser und keine Eisbuden.“ (…) Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er den General neben dem Schaf liegen. „Mensch, ist das ein doofes Spiel“, sagte er und legte die gefallenen Helden in eine Persilkiste.‘ (S.149f)
In der Klarheit und Einfachheit liegt oft die Wahrheit. Auch dafür liebe ich Kinderbücher.

‚Die Bücher mit dem blauen Band‘ sind mit einem großen Format im Schmuckschuber mit gestanztem Fenster, blauen Leineneinband und Lesebändchen ausgestattet und bekommen so ein sehr edles Äußeres verliehen. Die Idee dieser Reihe ist es, seltene, unbekanntere Entdeckungen im Bereich Kinder- und Jugendbuch als Sammlerstücke zu würdigen. Durch die Großschrift sind die „Geschichten vom Löffelchen“ angenehm zu lesen.
Diese Ausgabe enthält außerdem ein vom Autor verfasstes Nachwort, in dem er berichtet, warum er die „Geschichten vom Löffelchen“ schrieb, sowie den Nachlass „Sieben Blicke auf Herbert Heckmann“, in dem Michael Krüger Heckmann als Menschen wie als Schriftsteller würdigt.

Fazit: „Geschichten vom Löffelchen“ ist ein komisches und liebenswertes Kinderbuch, das mich mehrmals zum Schmunzeln gebracht hat. Wunderbar erzählt von Herbert Heckmann und mit tollen Zeichnungen von Janosch versehen, ist es ein schön ausgestattetes Buch, das Kindern sowie nostalgischen Erwachsenen Freude bereiten wird.