Rezension

Ein kleines, aber sehr feines Buch

Alle meine Wünsche - Grégoire Delacourt

Alle meine Wünsche
von Grégoire Delacourt

Nur in den Büchern kann man sein Leben wechseln. Kann man alles mit einem Wort auslöschen. Das Gewicht der Dinge verschwinden lassen. Die Gemeinheiten ausradieren und sich am Ende eines Satzes plötzlich am Ende der Welt wiederfinden.

Inhalt

Jocelyn ist 47 Jahre alt, verheiratet, zweifache Mutter, Besitzerin eines Kurzwarenladens und Betreiberin eines Blogs, der sich mit Sticken, Stricken und sonstigen Handarbeiten beschäftigt. Schon lange hat sie sich mit ihrem Dasein abgefunden und das Glück auf ihre ganz eigene Art und Weise definiert, wenn dies auch heißt, dass sie sich Dinge schöner redet, als sie wirklich sind. Als sie völlig unverhofft im Lotto gewinnt und plötzlich mehr als 18 Millionen besitzt, wirft dieser Gewinn nicht nur ihre Vorstellungen von Glück und Liebe, sondern auch ihr ganzes Leben aus der Bahn.

Meine Meinung

Grégoire Delacourt hat ein zauberhaftes Buch geschrieben. Schon nach den ersten Sätzen wusste ich, dass ich es mit etwas ganz besonderem zu tun habe und wurde bis zum Ende nicht enttäuscht. Auf gerade mal 128 Seiten erzählt der Autor eine kleine, aber sehr feine Geschichte über das Glück, Verlust, Betrug und Liebe. Er tut dies mit sehr viel Feingefühl und einer poetischen, melancholischen Sprache, die in mir trotz des eigentlich traurigen Grundtenors nicht einen Moment Traurigkeit erzeugt hat, sondern eher das Gefühl für die gut laufenden Dinge in meinem Leben dankbar zu sein. Denn eins wird nach diesem Buch mehr als deutlich: Glück kann man nicht kaufen.

Jocelyne als Hauptprotagonistin ist mir schnell ans Herz gewachsen. Ich konnte mir ihr beschauliches Leben im französischen Arras sehr gut vorstellen und, dass sie trotz ihrem teilweisen rüden Mann und der Distanziertheit ihrer erwachsenen Kinder, dennoch Glück verspürt hat, war auch nachvollziehbar geschildert. Ihre Gedanken über den Lottogewinn fand ich einerseits niedlich, andererseits traurig. Denn wer würde nicht erst mal denken, was er sich nun alles leisten kann? Doch Jocelyne hat sogar Angst vor dem Geld. Angst davor, dass ihr Leben nicht mehr das gleiche ist. Angst davor, dass sie ihren Mann – trotz all seiner Fehler – verlieren könnte. Angst davor, dass sich alles verändert, was ihr lieb und teuer ist. Umso tragischer, dass sie sich auf eine ganz andere Art diesen Ängsten dennoch stellen musste und so viel dabei verloren hat.

Delacourt hat eine Geschichte geschrieben, die nachdenklich macht und sehr schön aufzeigt, dass nichts im Leben so wichtig ist, wie die Menschen, die man liebt und die kleinen Glücksmomente, die man immer wieder erleben darf.

Fazit

Alle meine Wünsche ist ein wunderbares Buch, dessen Lektüre ich sehr genossen habe. Von mir gibt es daher eine ganz klare Kauf- und Leseempfehlung für eine ganz besondere Geschichte