Rezension

ein kleines Buch mit einer großartigen Frau

Baba Dunjas letzte Liebe
von Alina Bronsky

~~Zuerst kehrte Baba Dunja nach Tschernowo zurück. Dann kamen nach und nach ein paar andere. Alte Leute versteht sich, denn Tschernowo ist nach dem Reaktorunglück verstrahlt und liegt in der Todeszone, die alle anderen höchstens mit Schutzanzügen betreten. Dort fehlt es ihnen eigentlich an nichts, dort kann jeder so leben, wie er will. Diese Freiheit genießt Baba Dunja in vollen Zügen und legt bewundernswert viel Gelassenheit und Selbstlosigkeit an den Tag.

Gestört wird diese Idylle als nun doch Fremde kommen und den Dorfbewohnern ihr beschauliches Leben durcheinander wirbeln. Baba Dunja lässt sich zwar beeindrucken, jedoch kann sie nichts aus der Ruhe bringen – und auch sonst hat sie einen sehr bewundernswerten Charakter. Am besten hat mir gefallen, dass sie sich selbst nicht am Wichtigsten nimmt, jede Situation objektiv betrachtet und ganz selbstverständlich das Beste daraus macht.

Dieses dünne Buch hat zwar nicht viele Seiten, aber viel Inhalt. Jeder, der Baba Dunja mit dieser Geschichte begleitet, kann sich ein bisschen was für sich selbst mitnehmen und außerdem ihren Humor genießen. Hervor geht aber auch, dass diese Ruhe erarbeitet werden musste und Baba Dunja keine Heilige ist – sie hat es aber geschafft, dass andere nun zu ihr aufsehen (obwohl ihr das gar nicht mehr wichtig ist).

Obwohl ich viele Eigenschaften die Baba Dunja verkörpert mir gerne selbst aneignen möchte, so konnte mich das Buch gegen Ende hin emotional nicht vollständig packen weswegen es einen Stern Abzug gibt. Ich denke aber, dass das Buch mich zu einer anderen Zeit mehr begeistern wird – das ist eines jener Bücher, die man zu einem bestimmten Zeitpunkt lesen sollte!