Rezension

Ein Kleinod

Dienstmädel in Bella Italia -

Dienstmädel in Bella Italia
von Sabine Peer

In diesem hübschen kleinen Buch lässt Sabine Peer die Geschichte von 5 verschiedenen Südtirolerinnen aufleben, die in den 50ern zum Arbeiten nach Italien gegangen sind. Sie waren als Haushälterinnen, Kindermädchen, Köchin oder auch als alles gleichzeitig tätig. Die reichen Familien haben 'ihre Mädchen ' sehr unterschiedlich gut behandelt. Vom eigenen Zimmer über Zimmer mit mehreren anderen Angestellten bis hin zum Bett im Kleinkinderschlafzimmer war alles dabei. Das eine Mädchen gehört quasi zur Familie, die andere wird zur Leibeigenen.
Peer findet eine Sprache, die der oft kurzen schulischen Bildung gerecht wird und den Leser:innen das Gefühl gibt, mit den jungen Frauen am gleichen Tisch gesessen zu haben.
Bis zu diesem Buch waren meine Kenntnisse über die politische Situation Südtirols wirklich schmal. Es ist sehr interessant, wenn auch diese Themen in den Lebensbildern auftauchen.
Mich hat das Buch in verschiedener Hinsicht nachdenklich gemacht: wie traurig, daß manche südtiroler Familie froh war, die Kinder auf diesem Wege 'los' zu sein: eine Esserin weniger. Wie ausbeutend die reichen Familien zum Teil waren. Wie wacker sich die jungen Frauen in der fremden Umgebung geschlagen haben. Die große Bedeutung des sonntäglichen Kirchgangs; ob als vertraute Routine oder vielleicht auch spirituelle Unterstützung. Die Bescheidenheit der Frauen finde ich berührend.
Das Buch ist flüssig geschrieben und ich bin ein bisschen traurig, das es so schnell gelesen ist. Mit den schwarzweiß Photos der Dienstmädchen ist es sehr ansprechend gestaltet.
Es ist ein schönes Geschenk und ich werde es für diesen Zweck jetzt gleich 2x erwerben.
Für mich 5 Sterne.