Rezension

Ein klitzekleines bisschen besser als der Vorgänger

Riley - Im Schein der Finsternis - Alyson Noël

Riley - Im Schein der Finsternis
von Alyson Noël

*Worum geht's?*
Nach ihrem ersten Auftrag als Seelenfängerin hat sich Riley einen Urlaub redlich verdient. Zusammen mit Bodhi, ihrem Mentor, und ihrem geliebten Hund Buttercup genießt sie die freie Zeit. Zumindest solange sie kann! Denn die entspannende Idylle wird zerstört, als Riley auf das Geistermädchen Rebecca trifft. Voller Wut, Zorn, Trauer und Verzweiflung über ihren eigenen Tod hält sie zahlreiche Seelen gefangen und quält sie. Für Riley ist schnell klar: Sie muss Rebecca von ihren eigenen Schmerzen befreien und sie über die Brücke geleiten. Leichter gesagt als getan: Als Rebecca auch Bodhi und Buttercup einfängt, steht die junge Seelenfängerin dieser schwierigen Herausforderung völlig allein gegenüber...

*Kaufgrund:*
Nach dem sehr enttäuschenden ersten Teil der Reihe um Evers kleine Schwester Riley habe ich mir fest vorgenommen, das zweite Buch ebenfalls zur Hand zu nehmen. Schließlich hat mir Riley in "Evermore" so gut gefallen, da kann es nicht sein, dass sie in ihrer eigenen Buchreihe versagt... oder etwa doch?

*Meine Meinung:*
Ich habe versucht, nur an die guten Dinge aus "Riley - Das Mädchen im Licht" zu denken, als ich mit dem Lesen der Fortsetzung begann. Zum Ende hin wurde es immerhin besser; Riley wurde einsichtiger und sympathischer und die Handlung nahm rapide an Spannung auf. Ich habe so gehofft, dass Noël an diese positiven Entwicklungen anknüpfen würde. Leider wurde meine Zuversicht zerstört.

Die Handlung kommt sehr schnell ins Rollen. Ohne eine knappe Wiederholung oder eine kurze Zusammenfassung des Geschehens des vorherigen Bandes wird der Leser in Rileys Urlaub geworfen. Für Neueinsteiger in die Reihe oder diejenigen, die die Erlebnisse aus "Riley - Das Mädchen im Licht" nicht mehr vor Augen haben, könnte es daher zu anfänglichen Schwierigkeiten kommen. Im Großen und Ganzen ist die Handlung des Romans allerdings unabhängig von der des ersten Buches und wer diese Einstiegsproblemchen überwunden hat, wird sich sehr schnell in die Ereignisse hineinfinden.

Natürlich kann unsere junge Seelenfängerin ihre freie Zeit nicht einfach so genießen, denn ein neuer "Auftrag" wartet auf sie. Da die Handlung auf einer wahren Begebenheit beruht, nämlich auf dem Sklavenaufstand auf den Jungferninseln im Jahre 1733, und Noël sich mit der Recherche große Mühe gegeben hat, kann ich nicht abstreiten, dass mir die dahinter steckende Grundidee gut gefallen hat. An der Umsetzung ist es abermals gescheitert, wie bereits beim ersten Teil. Für die perfekte Riley gibt es keine schwierigen Herausforderungen, wodurch keinerlei Spannung entsteht. Zum Ende hin wird es zwar besser, aber leider kann Noël damit nicht mehr viel ändern.

Riley hat im ersten Teil ihrer eigenen Reihe ein solch oberflächliches, egozentrisches, arrogantes Verhalten an den Tag gelegt, dass sie in meinem Ranking der "Unaustehlichsten Romanprotagonisten" rasant einen der obersten Plätze einnahm. Jegliches Mitgefühl ob ihrer verzweifelten und frustrierten Lage hat sie sich durch ihre bockige Art verspielt. Doch es schien am Ende tatsächlich so, als würde Riley ihr bisheriges Benehmen bereuen und sich bessern wollen. In "Riley - Im Schein der Finsternis" bekommt der Leser zu spüren, wie ernst es ihr damit war. Gewohnt stur, eigenwillig, ichbezogen und ohne Rücksicht auf andere macht sie, was sie will. Sie hört nicht auf ihren Mentor Bodhi und schmiedet eigene Pläne, obwohl sie genau weiß, dass sie ihn damit in große Schwierigkeiten bringen kann. Die "große Einsicht" kommt diesmal zwar sehr früh, doch sie ändert nichts an Rileys Verhaltensweise. Was ist bloß aus der selbstbewussten und witzigen Zwölfjährigen geworden, die man in "Evermore" kennenlernen durfte?

Die Nebencharaktere sind diesmal das Highlight. Bodhi, Buttercup und die beiden wichtigen neuen Figuren Rebecca und Kanta beweisen in mehreren Kapiteln, dass sie wesentlich mehr Tiefe und Charakterstärke besitzen als Protagonistin Riley.

"Riley - Im Schein der Finsternis" endet mit einem großen Cliffhanger. Ohne zu viel verraten zu wollen: Riley muss endlich verstehen lernen, dass ihr Verhalten auch Konsequenzen tragen kann. Obwohl die arme Riley zittert und bibbert, konnte ich nicht mit ihr fühlen, sondern habe eine innerliche Genugtuung verspürt. Nach all dem Egoismus, all ihrem übereilten und undisziplinierten Handeln hat sie sich so etwas wohl redlich verdient.

Am Ende des Romans finden sich zwei großartige Extras. Zum einen gibt es ein weiteres interessantes 10-Fragen-Interview mit der Autorin Alyson Noël, zum anderen findet man dort eine Leseprobe zum dritten Teil der Riley-Reihe. Nach dem großen Cliffhanger verspricht sie sogar einige Überraschungen, was die verschiedenen Charaktere betrifft.

*Cover:*
Typisch "Riley", typisch "Evermore", typisch Alyson Noël. Nach dem altbekannten Muster, das jedes Buch der amerikanischen Autorin ziert, kann "Riley - Im Schein der Finsternis" mit einem wunderschönen und blumigen Cover alle Blicke auf sich ziehen. Leider ist das Cover das schönste und beste an dem neuesten "Riley"-Roman.

*Fazit:*
"Riley - Im Schein der Finsternis" ist nur minimal besser als sein Vorgänger; nichtsdestotrotz bleiben unsympathische Charaktere und eine unausgereifte Handlung. Zum Ende hin wird es wie bei "Riley - Das Mädchen im Licht" besser und spannender. Insgesamt vergebe ich gute 2 Sterne.