Rezension

Ein kluges Buch mit unbequemer Botschaft

Die Letzten ihrer Art - Maja Lunde

Die Letzten ihrer Art
von Maja Lunde

Bewertet mit 4 Sternen

Mit dem dritten Teil des Klima-Quartetts serviert uns Maja Lunde einen wirklich dicken Brocken, was nicht nur an den 640 Seiten Umfang liegt. Sie hält sich wieder an ihr bewährtes Schema, sich auf drei Zeitebenen einem Problem zu widmen. Leider bleibt unklar, welches Problem sie denn hier angehen will, vielleicht weckt auch das Schlagwort „Klima-Quartett“ falsche Erwartungen?

Sie hat auf jeden Fall wieder ein gutes Buch geschrieben, das vielleicht nicht die Welt verbessert, sich aber doch eindrucksvoll mit dem Thema „Leben und leben lassen“ beschäftigt.

 

1883, der Zoologe Michail Alexandrowitsch Kowrow erfährt, dass in der Mongolei noch Urpferde, echte Takhis, leben könnten und startet mit dem Tierfänger Wilhelm Wolff eine Expedition mit dem Ziel, einige Exemplare zu fangen und nach Petersburg zu bringen.

 

1992 versucht die Tierärztin Karin, Takhis zurück in die Mongolei zu bringen und auszuwildern, weil sie dort ausgestorben sind.

 

Und 2064 führt Eva mit ihrer Tochter Isa ein karges Leben auf einer norwegischen Farm. Sie versucht, die Letzten Kühe und Takhis über die Runden zu bringen, aber auf der vertrockneten Erde wächst kaum noch Nahrung.

 

Wie auch schon in „Die Geschichte der Bienen“ haben wir hier drei lose verbundene Geschichten, die alle gleichermaßen fesseln. Man lernt sie gut kennen, diese Menschen und kommt ihnen nahe, erfährt einiges über ihre Familien und deren Geschichte.

Nur während im ersten Band das Anliegen direkt klar war, ist hier die Botschaft ist schwer zu fassen. Es hat ein jeder seine Sorgen, Karins Sohn kommt von den Drogen nicht los, Michails Liebe entspricht nicht der gesellschaftlich anerkannten Norm, Eva kämpft ums Überleben und weiß nicht, ob sich dieser Kampf lohnt, oder ob sie den Ort verlassen sollte.

Dazu kommen noch dezente politische Seitenhiebe: Das Zarenreich hat Probleme, Karins Mutter kam im Zweiten Weltkrieg ums Leben und auch die Familie Göring hielt ein paar Takhis.

 

Dieses Buch führt uns vor Augen, was „survival oft the fittest“ wirklich bedeutet. Während sich die Menschheit selbst zerstört, galoppieren ein paar kleine, zähe Pferde unbeirrbar durch alle Zeiten, Menschen sind schon ziemlich dumme Tiere.

Es fesselt sehr, bietet viele kluge Gedanken und auch den etwas morbiden Trost: Selbst wenn die Welt untergeht, entsteht neues Leben aus den Überresten. Muss sich vielleicht manchmal die Welt erneuern?

 

Mich hat diese Botschaft etwas kalt erwischt, weil ich mit einem Buch des Klima-Quartetts auch das Klima retten wollte, aber gut, vielleicht ist es zu spät und Maja Lunde die Visionärin, die uns sanft auf den Weltuntergang vorbereiten möchte.  Was mag da im vierten Buch noch kommen?

Das Buch entlässt uns mit den Worten: „Alles ist gut.“ Ja, dann…

Kommentare

wandagreen kommentierte am 21. Oktober 2019 um 17:15

Artenaussterben könnte das Thema gewesen sein, oder? Die kleinen Pferdis, wehe sie sterben ...

Sursulapitschi kommentierte am 21. Oktober 2019 um 17:21

Das meint man anhand der Beschreibung, das ist es aber nicht, jedenfalls nicht nur. Davon mal abgesehen ist die Buchbeschreibung falsch. Es spielt nicht im Zweiten Weltkrieg, der wir erwähnt, tut aber nichts zur Sache. Die hat jemand geschrieben, der locker durch das Buch geblättert hat. 

anna1965 kommentierte am 22. Oktober 2019 um 18:53

Auf alle Fälle hat mich Deine Rezi neugierig auf dieses Buch gemacht. Die ersten beiden Bücher von ihr fand ich sehr gut.