Rezension

Ein kongeniales Ermittlerduo

Durch Nacht und Wind - Stefan Lehnberg

Durch Nacht und Wind
von Stefan Lehnberg

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT
Wir schreiben das Jahr 1797. Die beiden Dichtergrößen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller ermitteln in einem Mordfall. Der Großherzog von N. wurde tot in seinem Schloss aufgefunden und von einem verfluchten Ring ist die Rede. Nun gilt es, das Verbrechen aufzuklären und an Verdächtigen mangelt es nicht - für Goethe und Schiller eine mehr als willkommene Abwechslung vom Literatenalltag...

MEINUNG
Stefan Lehnbergs historischer Kriminalroman "Durch Nach und Wind" reißt den Leser ab der ersten Zeile mit, was vor allem am kongenialen Ermittlerduo liegt. Goethe und Schiller sind nicht nur große Geistesgrößen des 18. und 19. Jahrhunderts, sondern auch enge Freunde. Man bewundert einander und disputiert vortrefflich gern miteinander; persönliche Frotzeleien inklusive. Da gerät der eigentliche Kriminalfall schnell in den Hintergrund. Doch zu unrecht, denn die Verbrechersuche ist alles andere als leicht und hält im Stile von Sherlock Holmes allerhand Fallstricke und überraschende Wendungen bereit. Kurzum, der Faktor Spannung wurde nicht vernachlässigt. So erleben die beiden Hobbyermittler einige zeittypische Abenteuer, angefangen von einer Ballonfahrt bis zu einem Pistolenduell. Langweilig ist der Plot somit auf keinen Fall. Zudem hat sich der Autor viel Mühe mit der authentischen Ausgestaltung von Handlungsorten (Weimar, Erfurt, Nürnberg) und -zeit gegeben. Infolge kann der Leser problemlos in die damalige Lebenswelt eintauchen. Doch Lehnberg leistet noch mehr, er schreibt sogar im Stile der Zeit, was altertümliche Schreibweisen von Wörtern wie "bey" und "seyn" belegen. Dadurch schafft er eine wunderbar harmonische Melange aus Fiktion und Wirklichkeit. Vor allem über die Spleens (frühes Aufstehen, verfaulte Äpfel etc.) und z. T. ausweglosen Situationen der beiden Titelhelden konnte ich mich herrlich amüsieren. Lehnberg zeigt damit, dass Krimis rund um Goethe und Schiller durchaus witzig sein können. Besonders Friedrich Schiller, der in die Rolle des Erzählers und spitzfindigen Beobachters schlüpft, hatte sofort mein Leserherz erobert. Aber auch der nimmermüde wie blitzgescheite Goethe belebte die Handlung.

FAZIT
Ein überaus unterhaltsamer Krimi im Stile der Zeit, der eine Fortsetzung verdient hat und darüber hinaus Lust macht, mal wieder die Schriften der "Weimarer Klassik" in die Hand zu nehmen.