Rezension

ein Krieg verändert alles

Die stummen Wächter von Lockwood Manor - Jane Healey

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
von Jane Healey

Bewertet mit 4 Sternen

In "Die Stummen Wächter von Lockwood Manor" wird der Leser während des 2. Weltkriegs auf ein herrschaftliches Gut  auf dem Land in England entführt. Denn einige Teile des Natural History Museums werden mitsamt ihrer Kuratorin Hetty dorthin vor den Bomben in Sicherheit gebracht.

Es ist eine sehr interessante Geschichte, die sich um eine sehr engagierte junge Wissenschaftlerin und ihre Erlebnisse auf diesem Gut dreht. Wir erleben eine seltsame Zeit. Denn hier trifft nicht nur der Krieg und seine Folgen auf die überraschten Bewohner sondern auch eine junge moderne Frau erlebt eine seltsame Gemeinschaft von Bewohnern in dem Haus. Hier gelten noch andere Regeln, es kommt ihr so altmodisch vor. Mit der ganzen Dienerschaft und den, in ihren Augen, eingestaubten Traditionen. Und wie es oft wohl in so alten Gemäuern vorkommt, soll sogar ein Geist sein Unwesen treiben. Hetty ist aber eine sehr gut ausgebildete und selbstbewußte Frau, die sich gerade in ihrem Beruf oft gegen die männlichen Vorstellungen durchsetzen musste. Aber auch sie beginnt hier einige Dinge in Frage zu stellen. Wir erleben aber nicht nur Hetty, sondern auch die junge Lucy, Tochter des Hausherrn Major Lockwood kennen. Die beiden Frauen sind ungefähr im gleichten Alter, haben aber nun wirklich die unterschiedlichsten Lebenserfahrungen gesammelt. Ich fand die beiden Charakteren sehr gut. Sie waren sehr verschieden, aber auf eine ungewöhnliche Art haben sie sich ergänzt. Jede konnte von den Erfahrungen der anderen Frau lernen. Und zum Glück lließen sie sich auch durch die Verbote des Vaters nicht von ihrer Freundschaft abhalten. Der Leser wird in eine seltsame Welt gebracht. Durch die vielen detailreichen Erklärungen über die Exponate aus dem Museum wird es sogar noch ganz lehrreich. Ich fand die Schilderungen der Evakuierung und dem Einrichten der Tiere in dem alten Gut sehr interessant. Das ist mal ein anderer Ansatz für eine Beschreibung aus dem Krieg. Die Geschehnisse waren sehr gemischt, hier wurden alte "Geistergeschichten" von den uralten Gutshöfen mit den Konflikten und Gefahren der heutigen Menschen vermischt. Die später aufgedeckten Hintergründe für vergangene und gegenwärtige Ereignisse waren schon ziemlich heftig. Ein Lichtblick war für mich die Geschichte um die beiden jungen Frauen Hetty und Lucy, die sich nicht unterkriegen lassen und ihren Weg gehen. Auch wenn dieser voller Hindernisse ist und bestimmt kein leichter Weg ist. Sie sind mir beide sehr sympathisch und ich bange mit ihnen. Der Vater ist natürlich nicht sympathisch und auch einige andere Personen fallen unter diese Rubrik.

Der Text lässt sich ganz gut lesen, auch wenn es manchmal etwas langatmig sein kann. Aber ich fand es nicht unangenehm und konnte der Geschichte auch der ganzen Zeit gut folgen. Es wird eine andere Zeit heraufbeschworen und man konnte stellenweise den Vergleich mit den alten viktorianischen Erzählungen nicht von der Hand weisen. Aber es war gut in eine moderen Erzählung eingebettet. Es passte einfach zum Ort des Geschehens.

Ich war zufrieden mit dem Verlauf des Buches und gerade der Schluß hat mir gut gefallen. Er passte einfach und gab dem ganzen einen runden Abschluß.