Rezension

Ein Krimi aus einer Zechensiedlung

Eisaugen - Margit Kruse

Eisaugen
von Margit Kruse

Margarete Sommerfeld lebt in einer Mietwohnung in einer ehemaligen Zechensiedlung Gelsenkirchens. Sie ist seit der Trennung von ihrem Freund Friedbert Single und hat eigentlich von Männern die Nase voll, denn die Affären ihres Ex-Freundes haben sie hart getroffen. Manchmal aber fühlt sie sich auch einsam. Auch finanziell muss sie seit der Trennung Abstriche machen, denn als Verkäuferin in der Süßwarenabteilung von Hertie ist ihr Einkommen nicht sonderlich hoch.

Margaretes Leben verändert sich als sie im Mietshaus gegenüber von ihrem Fenster aus einen fremden Mann beobachtet. Eigentlich kann das gar nicht sein, denn in der Wohnung, auf die Margarete blickt, lebt seit vielen Jahren Frau Koletzki und diese ist allein stehend. Margarete aber lässt der Mann keine Ruhe und so sucht sie eines Tages die Wohnung auf, nachdem Frau Koletzki das Haus verlassen hat. Dort macht Margareta die Bekanntschaft von Karol Waczmarek, der sich illegal in Deutschland aufhält und bei seiner Tante Unterschlupf gefunden hat. Eigentlich möchte er seine vermisste Mutter und die Geschwister in Deutschland suchen, hat aber bislang den Gang zu den Behörden nicht gewagt und führt ein einsames Dasein. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit der Reparatur von Schuhen in der Wohnung der Tante. Zwischen Margarete und Karol entbrennt eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, aber als auf dem nahe gelegenen Friedhof eine tote Frauenleiche gefunden wird und sich herausstellt, dass Karol in der fraglichen Nacht auf dem Friedhof war, kommen Margarete leichte Zweifel, ob nicht ihr Geliebter der Täter sein könnte. Schnell jedoch sind diese Zweifel vom Tisch, denn bei  ihren Ermittlungen stößt Margarete nach und nach auf einige andere Verdächtige.

Noch turbulenter wird die Geschichte als dann der Vater von Margaretes Ex-Freund Friedbert verstirbt und sich herausstellt, dass es sich um eine Vergiftung handeln könnte. Schließlich gibt es einen weiteren Toten und Margaretes Leben und vor allem ihr familiäres Umfeld scheinen völlig aus den Fugen zu geraten.

Eisaugen ist nicht nur ein Kriminalroman sondern viel mehr als das. Die Autorin entführt den Leser in das Ruhrgebiet und in eine Wohngegend in der zwar jeder jeden zu kennen scheint, aber nicht unbedingt jeder etwas mit dem anderen zu tun haben möchte. Jeder scheint etwas zu wissen, aber niemand möchte etwas verraten. So gestalten sich auch Margaretes teilweise sehr gewagte Ermittlungen oft recht schwierig.

Die Geschichte wird in einer Erzählperspektive geschildert, die den Blick auf das Gesamtgeschehen aus der Sicht unterschiedlicher Charaktere möglich macht. So kommen auch die Gefühle und damit die zwischenmenschlichen Beziehungen sehr deutlich zum Ausdruck.

„Eisaugen“ gibt es überall, nicht nur im Ruhrgebiet und nicht nur in Gelsenkirchen. Daher ist dieser Krimi ein Roman für jedermann, der überall spielen könnte.

Copyright © 2011 by Iris Gasper