Rezension

Ein Krimi-Autor mit verstörender Fantasie. Zwei ermordete Schwestern. Und 25 Jahre später beginnt das Spiel erneut …

Schwestern im Tod
von Bernard Minier

Bewertet mit 5 Sternen

Nervenkitzel pur!  Ein ausgefeilter und atomsphärischer Psychothriller, der einen in eine beängstigende und bedrückende Szene hineinversetzt. Tiefgründig und voller Abgründe.
Der französische Commandant Servaz wird mit seinem schlimmsten Albtraum konfrontiert. Martin Servaz kann sich sehr gut an seinen ersten Fall als junger Kommissar erinnern. In den Pyrenäen, am Ufer der Garonne, waren im Jahr 1993 zwei Studentinnen ermordet aufgefunden worden. Schwestern, in Kommunionkleidern, an Baumstämme gefesselt - ein seltsames verstörendes Bild, das ihn lange Zeit beschäftigte. Die Mädchen waren Fans des Schriftstellers Erik Lang gewesen, der damals mit seinem Thriller "Das Kommunionkind" einen Bestseller gelandet hatte, denn auf ihrem Zimmer hatte eben dieser Bestseller gelegen. Zufall? Sie waren ehrlich. Sie hatten angefangen, seine Bücher zu lesen, als sie zwölf waren – Erwachsenenromane von nahezu unerträglicher Brutalität, schockierende und empörende Szenen, Morde, Verstümmelungen. Ihnen gefiel daran, dass die Schuldigen häufig davonkamen und die Opfer niemals ganz unschuldig waren. Vor allen Dingen aber herrschte in seinen Romanen eine Atmosphäre der Dekadenz: Alle Protagonisten wurden von einem finsteren Drang angetrieben, von niederträchtigen Beweggründen und überaus kreativen Perversionen. Und dann kam natürlich sehr viel Sex darin vor. Als sich damals die Lage für Lang zuzuspitzen schien, hatte der Fall überraschend eine dramatische Wendung genommen. Doch bei Martin Servaz waren immer Zweifel geblieben. Sollte sich nun herausstellen, dass die Toulouser Polizei tatsächlich einen gravierenden Fehler begangen hat? Die Folgen könnten fatal sein ............ Nun wird Kommissar Martin Servaz aus Toulouse eben genau mit diesem allerersten Fall konfrontiert, der damals nur scheinbar gelöst werden konnte, der Kommunionkleid-Mörder hat beschlossen, ein neues Spiel mit Servas zu spielen. Für Servaz ist es ein Schock, als er in einer eisigen Februar-Nacht zum Tatort eines Mordes gerufen wird: Nicht nur liegt das Opfer inmitten giftiger Schlangen – die Ermordete trägt ein Kommunionkleid, und es handelt sich um die Ehefrau des Krimi-Autors Erik Lang. Mit eben diesem Lang hatte Servaz bereits vor 25 Jahren bei seinem ersten Fall zu tun. Für Kommissar Servaz steht nun bald fest, dass sie damals wirklich etwas Wichtiges übersehen hatten. Und tatsächlich fördert eine DNS-Analyse aller drei Mordopfer Erstaunliches zutage wo für Servaz eindeutig fest steht, was er all die Jahre befürchtet hat: Der Kommunionkleid-Mörder ist noch immer auf freiem Fuß. Ein Psychothriller der Extra-Klasse, der einen starken Sog entwickelt und den Leser fesselt, ein Psycho-Thrill par excellence - vom französischen Meister des Genres. Düstere Spannung mit Twists und Turns bis zum überraschenden Ende. Genauso muss ein Thriller sein: Tiefgründig, abgründig und völlig unerwartet! Perfide konstruiert Minier diese verschachtelte Geschichte und spielt gekonnt mit den Erwartungen des Lesers. Willkommen im Kreis meiner Lieblingsermittler! Bernard Minier ist ein exzellenter Erzähler und ein Meister der Spannung. Großes Kino! Gespannt auf den nächsten Fall...Klasse! Aber definitiv nichts für schwache Nerven!