Rezension

Ein Krimi der anderen Art

Blutpsalm
von Meredith Winter

Bewertet mit 3 Sternen

Jonathan Littke ist Priester in der kleinen Gemeinde Sommerburg, der fest an seine Prinzipien glaubt, z. B. keinen Sex vor der Ehe. Doch dann taucht durch einen Zufall Marlene bei ihm auf, eine Prostituierte, die dem Herrn Pfarrer schwer an seinen Prinzipien zweifeln lässt. Doch Marlene ist nicht die Einzige, die plötzlich auftaucht, denn eines Morgens findet der Priester eine Leiche vor seiner Kirchtür, eine Leiche mit einer Visitenkarte, die mittels eines Messers an die Brust geheftet wurde. De Visitenkarte gehört niemand anderem als Marlene und das gibt Rätsel auf. Als kurz darauf weitere Leichen auftauchen, die alle Marlenes Visitenkarte mit Messern aufgespießt tragen, wird klar, wo der Zusammenhang zu finden ist.
Meine Meinung:
Ein Buch, bei dem mir der Einstieg sehr schnell gelang, da Meredith Winter über einen sehr flüssigen und schnell vereinnahmenden Schreibstil verfügt. Sprachlich ist das Buch modern und flott und auch so manch ein Dialog hat mir sehr gut gefallen.
Auch der Krimi der Geschichte war sehr spannend, immer wieder warf die Autorin Sätze in die Handlung, die mich kurz innehalten ließen, mal vor Überraschung, mal vor Schreck, mal vor Ekel. Das hat mir sehr gut gefallen, aber leider fehlte mir einfach ein wenig von der Krimihandlung, so gab es hier immer wieder gute Ansätze, die aber ruhig noch mehr in die Tiefe gehen könnten. Ein paar mehr Ermittlungen, ein paar tiefere Geheimnisse und einfach vielleicht auch ein paar Seiten mehr.
Die Liebesgeschichte hingegen war sehr detailreich, mir war es etwas zu viel davon und an der ein oder anderen Stelle ging mir das Liebespaar ein wenig auf die Nerven, aber ich denke, dass dies eine reine Geschmackssache ist. Trotzdem bleibt der Plot der Geschichte geradlinig und nachvollziehbar.
Erzählt wird die Geschichte von einem personellem Erzähler, dabei wechselt die Perspektive zwischen den beiden Protagonisten Jonathan und Marlene und man hat auch das Vergnügen, auch dem Täter zwischendurch beobachten zu können. Gerade das gefällt mir immer besonders gut bei Krimis und Thrillern, zwar hätte auf den ersten Blick die Auflösung der Identität etwas später vonstatten gehen können, doch auf den zweiten Blick brachte dies eine gute und spannende Abwechslung zu der Liebesgeschichte.
Die Gemeinde Sommerburg bedient hier so einige Klischees eines Dorfes, jeder kennt jeden, Getuschel hinter dem Rücken, weiße Westen, die eher grau unf fleckig sind. Ja, und damit liegt Meredith Winter eigentlich ganz gut, denn, auch wenn der Ort etwas größer war als Sommerburg, kann ich als Dorfkind all das Gemunkel und Gemauschel durchaus bestätigen. Das Setting passt hier also sehr gut und trifft den Nagel auf den Kopf.
Die Protagonisten haben mir ganz gut gefallen, vor allem Jonathan war mir mit seiner lieben, teils naiv wirkenden Art, recht sympathisch. Ein Priester, dessen moralische Vorstellung, die er nach aussen trägt, dann doch nicht immer beherzigt, aber mal ehrlich, auch ein Priester ist nur ein Mensch. Marlene, sie gibt mir immer noch zu denken, da ich einfach nicht weiß, ob ich sie mag. Letzten Endes liegt dies wohl einfach an dem ganzen auf und ab in der Geschichte zwischen Jonathan und ihr. Zu Beginn hat sie mir gut gefallen, mit der forschen, direkten Art, diese Schiene hätte mir da besser gefallen.
Neben diesen Beiden gibt es noch den ein oder anderen Nebencharakter, der hier noch für Wendungen und Überraschungen sorgt.
Mein Fazit:
Alles in allem eine Geschichte, die noch ein wenig mehr in die Tiefe hätte gehen dürfen, gerade was den Krimiaspekt angeht, mir fehlte hier ein wenig die Arbeit eines Ermittlers oder Spurensuchers, den man bei der Auflösung des Falles begleiten kann. Die Liebesgeschichte ist hier wohl einfach eine Geschmackssache, sie wurde aber intensiv genug ausgearbeitet und hatte ihren Raum in der Geschichte. Wer einmal einen Krimi der anderen Art lesen möchte, sollte einmal in Blutpsalm hineinschnuppern.
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