Rezension

Ein Krimi, der auf leisen Sohlen daherkommt

Die geheime Mission des Kardinals - Rafik Schami

Die geheime Mission des Kardinals
von Rafik Schami

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der syrische Kommissar Barudi und sein italienischer Kollege Mancini sollen in Damaskus im Jahre 2010 den Mord an einem Kardinal aufklären. Dieser war aus Rom für eine geheime Mission nach Syrien gereist. Die beiden Kommissare vergleichen bei ihren Ermittlungen die syrische und die italienische Mafia miteinander. Ebenso beleuchtet Rafik Schami das syrische Herrschaftssystem, das auf allen Ebenen aus Korruption und Spitzelei besteht – sowohl im beruflichen, im privaten und im religiösen Leben der Menschen. Alles ist durchsetzt vom Geheimdienst, der überall seine Spitzel positioniert hat.

Unter diesen schwierigen Bedingungen versuchen Barudi und Mancini den wirklichen Täter zu ermitteln. Denn in Syrien ist es allzu oft üblich, dass die politischen Eliten und der Geheimdienst einen Schuldigen ihrer Wahl präsentieren. Doch um das zu verhindern, ist Kommissar Mancini auf Wunsch von Kommissar Barudi aus Italien als zusätzlicher Ermittler ins Land gekommen. So hofft Barudi den tatsächlichen Täter des Mordes an dem Kardinal aus dem Vatikan überführen zu können.

Das Buch „Die geheime Mission des Kardinals“ ist ein leises Buch mit einer Geschichte, die sich langsam entwickelt. Häufig schweift der Autor ab und erzählt Anekdoten, die mit dem Kriminalfall nichts oder auf den ersten Blick nichts zu tun haben. Dieser Erzählstil ist für mich die Stärke des Buches. Der Autor bedient sich literarischer Elemente und verzichtet auf reißerische Action und explizite Gewaltdarstellungen, ohne dass der Leserin etwas fehlt.

Er zeigt uns ein sehr vielfältiges Syrien. Wir erfahren etwas über das Land, die Leute und die Esskultur in Syrien. Er zeigt uns, wie die Menschen denken, lieben, hassen – wie unterschiedlich die Menschen sind, auf allen Seiten. Auch das ist eine große Stärke des Buches. Er präsentiert uns kein plattes Schwarz-Weiß-Denken.

Im ersten Drittel des Buches gerät die Aufklärung des Verbrechens zwar einmal etwas zur Nebensache, sodass ich schon die Befürchtung hatte, dass Rafik Schami das Ziel aus den Augen verloren hat. Doch zum Glück findet er den roten Faden wieder und wir begleiten die beiden Männer weiter bei ihren Ermittlungen in Syrien.

Seine Ausflüge ins Religiöse waren für mich allerdings zum Teil anstrengend, weil er sehr tief im Thema steckt. Aufgrund seiner Herkunft und der vielen verschiedenen Religionen in Syrien, ist dies für ihn bestimmt ein sehr wichtiges Thema. Zudem bietet sich eine Ausgestaltung des Themas bei der Ermordung eines katholischen Kardinals in Syrien an. Nichts desto Trotz war meine Schmerzgrenze fast erreicht.

„Die geheime Mission des Kardinals“ ist ein Buch, das mir sehr gut gefällt, weil es auf leisen Sohlen daherkommt. Und auch, weil Rafik Schami mit interessanten Anekdoten am Rande zu unterhalten weiß.