Ein Krimi der Extraklasse
Bewertet mit 5 Sternen
Nach einer schweren Schussverletzung, die eine Hälfte des Gesichts der Kommissarin Noémie Chastain entstellt, wird sie vorübergehend in die Provinz versetzt. Nach einigen ereignislosen Wochen wird auf dem See eine Tonne mit einem Leichnam gefunden. Noémis Versuche, die Lösung des Falles an die Staatsanwaltschaft abzugeben, scheitert und so ermittelt sie schließlich selbst.
Oliver Norek, Jahrgang 1975, arbeitete drei Jahre für Pharmaciens sans frontières und wurde Police Lieutenant in Seine-Saint-Denis. Seine Erfahrungen im Polizeidienst verarbeitet er in seinen Krimis, für die er mehrere Auszeichnungen erhielt. Für „Das versunkene Dorf“ bekam er den Prix Maison de la Presse.
Nachdem Noémie Chastain aus dem Koma erwacht, muss sie feststellen, dass nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihre Seele zutiefst verletzt wurden. Die Narben in ihrem Gesicht lassen sich nicht verstecken, auch das Verhalten ihres Freundes und Kollegen Adriels, der sich nicht mehr blicken lässt und ihr dienstlich in den Rücken fällt sowie ihr Vorgesetzter, der sie nur noch abschieben will, hinterlassen Spuren. Dies beschreibt Oliver Norek sehr einfühlsam und stellt ihr mit Melchior einen sehr kompetenten und empathischen Psychiater zu Seite. Die Kollegen in Avalone schauen Noémie selbstverständlich sehr genau an, akzeptieren sie aber, weil sie auch ihre Fähigkeiten anerkennen.
Oliver Norek schreibt in einem eher sachlichen Stil, der hier ausgezeichnet passt. Die Charaktere werden lebendig beschrieben und sind sehr gut vorstellbar. Auch die Landschaft und das Dorf Avalone entstehen vor dem inneren Auge.
Die Ermittlungen mit einigen Wendungen und Überraschungen sind nachvollziehbar und schlüssig. Sehr schön beschreibt Oliver Norek die Veränderungen bei der starken Noémie, die Rache an ihrem Exfreund und ihr Sich-wieder-finden. Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen.
Das Cover passt perfekt zum Inhalt, sowohl in der Farbgebung als auch in der Gestaltung.
Fazit: ein Krimi der Extraklasse!