Rezension

Ein Krimi mit Klischees und einem unglaubwürdigen Ende

Krokodilwächter
von Katrine Engberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Einen Krimi zu schreiben ist ungefähr ähnlich schwierig wie der Versuch, einen Zopf aus Spinnweben zu flechten; tausend Fäden kleben an den Fingern und reißen, wenn man sich nicht konzentriert." (333)

Gerissen sind die Fäden wohl nicht, aber in meinen Augen haben sie sich am Ende verheddert. Dabei fing alles so gut an und ich hätte so gerne gehabt, dass mir der Roman gefällt, dass ich begeistert bin, aber leider ist das Gegenteil der Fall. Am Ende war ich enttäuscht, weil mir alles viel zu unglaubwürdig und klischeehaft war. Der Hauptermittler Jeppe selbst hat zum Schluss Schwierigkeiten, die Ereignisse chronologisch darzustellen (so sagt er auf S. 481). Mir ging es genauso.

Ein junges Mädchen wird von einem alten Hausbewohner ermordet aufgefunden. Er erleidet einen Herzanfall und muss ins Krankenhaus. Auch die ältere Hausbesitzerin Esther ist schockiert und wird auf die ein oder andere Art in den Mordfall verwickelt. Die polizeiliche Ermittlungsarbeit ist interessant, was dieses Buch zu einem Krimi macht, nicht zu einem Thriller, wie es auf dem Cover steht.

Das Hauptermittler-Duo besteht aus der forschen Anette und dem medikamentsüchtigen Jeppe. Von ihr erfahren wir wenig, von ihm allzu viel, von seinen Ehe- und Potenzproblemen. Als es dann doch wieder klappt ;-) freut sich der Leser zwar für den armen Mann, aber ich fand diese Szenen doch reichlich plump geschildert.

Über die ermordete Julie erfahren wir eine Menge Unerwartetes. "Julie war ein stiller See voller Geheimnisse und seltsamem Getier." (65)

Für meinen Begriff wurden zu viele Klischees verwendet und überstrapaziert: der Polizist mit allzu vielen Privatproblemen, ein Krimis als Vorlage für einen Mord, das falsche Geständnis, wer sich am Ende als Mörder herausstellt.

Über all' diese Dinge könnte ich hinwegsehen, aber die Geschichte ist am Ende so verschlungen und der Ablauf so unglaubwürdig, dass ich unzufrieden zurück blieb.

Schade … das Cover mit den Schnitten ist so schön und erinnert an die Leinwandschnittbilder von Lucio Fontana.