Rezension

Ein kriminologisches Highlight

Die Morde von Pye Hall - Anthony Horowitz

Die Morde von Pye Hall
von Anthony Horowitz

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Krimi mit psychologischer Tiefe zum Mitfiebern und Staunen. Für die Lesenden eine Reise in das stimmungsvolle englische Dorf Saxby-on-Avon

In seinem aktuellen Buch hat Anthony Horowitz zwei Krimis geschickt ineinander verwoben. Die Lektorin Susan Ryeland erhält das neue Manuskript des langjährigen Autoren Alan Conway. Das Manuskript beschreibt zwei Morde in dem Herrenhaus Pye Hall und die Ermittlungen des Atticus Pünd. Der Krimi ist so anders als die Vorgänger aus der Reihe. Susan wird selbst zur Ermittlerin als Conway und mit ihm das letzte Kapitel seines Krimis verschwunden bleiben.

Die Geschichte beginnt spannend mit einer Warnung der Lektorin. Auf der zweiten Ebene beginnt dann der Krimi des Alan Conway mit den Schilderungen der Morde. Geschickt werden nach und nach die verschiedenen Motive und Lebenswirklichkeiten der Dorfbewohner dargelegt. Die schnellen Wechsel zwischen den Figuren, die alle aus ihrer Sicht erzählen, halten die Spannung aufrecht und lassen ein umfassendes Bild der Situation aufkommen. Gleichzeitig ist es zu Anfang der Geschichte dadurch schwer den Überblick über Personen und Geschehnisse zu behalten. Die ersten 50 Seiten wirken hölzern.

Das Durchhaltevermögen der Lesenden wird dann mit einer lebendigen, berührende und intelligenten Geschichte belohnt, die in ihrer Vielschichtigkeit besonders ist.

Die einzelnen Kapitel lassen sich mit den kurzen Sätzen und der klaren Sprache gut lesen. Auch nach Ende des Buches bleiben einzelne besondere Sprachbilder in Erinnerung. Die Lesenden werden gut mitgenommen und finden sich als nahe Beobachter in Saxby-on-Avon wieder. Dabei sind, anders als in anderen Krimis, die Dorfgemeinschaft und damit auch die vermeintlichen Täter präsenter als der Ermittler Pünd selbst. Dadurch baut sich eine Sympathie auf, die ein Verurteilen verhindert.

Die Dorfbewohner werden umfassend und einfühlsam beschrieben: die Motive und Merkmale der Einzelnen und die Dorfgemeinschaft in ihrer Dynamik. Erstaunlich sind die tiefgründigen Einblicke in die Seelen der Menschen und die spürbaren Emotionen. Vor dieser spannenden Kulisse kommt dann auch eine unheilvolle Stimmung auf. Die Entwicklungen sind immer wieder überraschend, jedoch durchgehend nachvollziehbar und logisch.

Ein Krimi mit psychologischer Tiefe zum Mitfiebern und Staunen. Für die Lesenden eine Reise in das stimmungsvolle englische Dorf Saxby-on-Avon, Ende des 20. Jahrhunderts. Dieses Buch ist ein Highlight.