Rezension

Ein kritischer Blick auf eine Dorfgemeinschaft

Dorftratsch - Oskar Feifar

Dorftratsch
von Oskar Feifar

Tratschen, ein Dorf in Niederösterreich wird zum Schauplatz dieses Kriminalromans. Der Trainer der örtlichen Fußballmannschaft wird im Vereinsheim tot aufgefunden. Nun ist die örtliche Polizei mit drei ermittelnden Beamten gefragt diesen Mord aufzuklären. Die drei Herren, an der Spitze Postenkommondant Leopold Strobel, sind mit der Situation leicht überfordert, ist es doch im Ort noch nie zu einem Mordfall gekommen. Zur allgemeinen Überraschung ist ein Schuldiger aber schnell gefunden und auch inhaftiert. Nur Leopold Strobel hegt so seine Zweifel, denn das Motiv erscheint ihm irgendwie zu sehr aus der Luft gegriffen. Daher ermittelt er auf eigene Faust weiter und entdeckt dabei so manche andere „Sauerei“, die bisher im Verborgenen lag.

Dorftratsch ist das Debüt des Autors Oskar Feifar und man darf diese Geschichte wirklich als ausgefallen bezeichnen. Ein außenstehender Erzähler berichtet über die Ereignisse in Tratschen und dies tut er so wie ihm der Mund gewachsen ist. Er ist ein Teil dieser Gesellschaft und doch nicht Teil der Handlung, aber er weiß eben ganz genau wovon er spricht und das wird mehr als deutlich. Gerade die Tatsache, dass der Leser des Buches durch den Erzähler so direkt angesprochen wird, ist reizvoll und macht dieses Buch und seine Geschichte aus. Der Leser fühlt sich hierdurch den Geschehnissen viel näher, er erlebt die Figuren ganz anders und fühlt sich ihnen nah, auch wenn er ihr Handeln nicht immer verstehen kann.

Der Ermittler Leopold Strobel ist ein sympathischer Mensch, der seine Schwächen kennt und zu ihnen steht. So kann man eigentlich nur hoffen, dass er in Tratschen oder anderswo noch mehr erlebt hat, von dem uns als Leser demnächst berichtet werden kann.

Tratschen ist ein kleines Dorf, wie man es kennt. Es könnte überall liegen und sicherlich würde es niemanden wundern, wenn man auch in diesem anderen Tratschen vieles finden würde, was unter der Decke gehalten wird. Ein Dorf ist eben ein Dorf und der Tratsch gehört dazu. Dieser allerdings kann hin und wieder ganz schön böse Folgen für manche Menschen haben.

„Dorftratsch“ ist zwar ein Kriminalroman aber vielmehr noch auch ein kritischer Blick auf eine Dorfgemeinschaft, auf eine Gesellschaft, die viel zu schnell Schlüsse zieht und Gerüchte in die Welt setzt ohne über die Folgen nachzudenken. Aber auch ein Blick auf Menschen, die manchmal lieber wegschauen als zu handeln.

Copyright © 2012 by Iris Gasper