Rezension

Ein Lädchen-Roman mit etwas tiefgründiger Thematik

Everything we had -

Everything we had
von Jennifer Bright

Bewertet mit 3 Sternen

„Es gibt Menschen in meinem Leben, die mich lieben, die für mich da sind, die mich stärken. Aber wie viel kann ich ihnen erzählen? Ich möchte das Gewicht auf meiner Schulter abgeben. Es ist mein Schmerz, niemand soll meinetwegen leiden. Meine Familie, meine Freunde… sie sollen sich keine Sorgen um mich machen. Sie sollen nicht weinen, nur weil ich es tue.“

In den letzten Jahren sind eine Lädchen-Romane erschienen. Solche Liebesromane, die im Titel eine Ladenbezeichnung haben wie „Der kleine Blumenladen am Stadtrand“ oder „Das Antiquariat am Fuße des Eifel Turms“. Diese Bücher haben in meinen Augen einen speziellen Ruf. Sie versprechen leichte Liebesromane, die einen zwar nicht sonderlich bewegen, aber zu einem gemütlichen Abend mit Kuschelsocken auf der Couch einladen. „Everything We Had“ wird zwar als New Adult Roman verkauft, aber in meinen Augen hätte er auch gut mit dem Titel „Das kleine Büchercafé in London“ veröffentlich werden können. Es ist ein seichter Liebesroman, der eigentlich auch kein jugendliches Publikum, sondern eher eine erwachsene Leserschaft anspricht.

Nachdem ich zunächst meine Erwartungen an das Buch überdenken und für mich das Buch neueinordnen musste, ist mir der Einstieg relativ leicht gefallen. Das Büchercafé, das hier beschrieben wird, klingt sehr gemütlich und die Backwaren sind so lecker skizziert, dass ich gerne auch einen solchen Cupcake gegessen hätte. Gerne hätte hier noch mehr von der Atmosphäre in London sowie der britischen Kultur einfließen können, aber das ist wohl eher eine nebensächliche Kritik.

Die Sprache ist einfach, aber ebenfalls angenehm. Der Schreibstil macht es dem Leser leicht in die Geschichte einzutauchen. Insgesamt wird die Handlung aus Sicht der beiden Hauptpersonen Kate und Aidan erzählt. Diese bieten durch ihre Charaktereigenschaften einen schönen Kontrast und hier fand ich es sehr spannend zum Teil Situationen aus beiden Sichten zu erleben. Hier werden die Gedanken sowie die Motive der beiden sehr deutlich.

Kate wird bereits im Klappentext als eine Person beschrieben, die ein großes Päckchen zu tragen hat. Leider war mir bereits nach dem ersten Kapitel klar, worin ihr Problem liegt. Hier gab es für mich leider keine Überraschungen. Ihre anfänglichen Veränderungen werden auch authentisch beschrieben, allerdings ging mir diese plausible Entwicklung im Verlauf des Buches verloren. Hier übereilen sich die Ereignisse und ich glaube nicht, dass sich jemand dann plötzlich so schnell erholt. Auch fand ich schade, dass Kate eigentlich als verschlossene Person dargestellt wird, die dann jedoch keine Probleme hat jemand anderem zu vertrauen. Das war mir nicht schlüssig.

Den Charakter von Aidan fand ich da fast schon spannender. Sein bisheriges Leben war zwar nicht so dramatisch, aber dadurch nicht weniger aufregend. Von seiner Vergangenheit und seinem sozialen Umfeld hätte ich gerne noch mehr mitbekommen. Aus seiner Figur hätte man noch viel mehr herausholen können. Bei ihm war zwar auch eine Veränderung in seinen Einstellungen sowie Charakterzügen skizziert, allerdings hat der Leser hier keinerlei Anhaltspunkte bekommen, woher diese Veränderungen kommen. In meinen Augen ist bei beiden Figuren die Entwicklung sowie eine detaillierte Skizzierung aller Charaktereigenschaften zu kurz gekommen.

Insgesamt ist dieser Roman eine nette Lektüre. Er beinhaltet wenig bis gar keine Überraschungen und auch wenn eine Tiefgründigkeit durch die Probleme von Kate versprochen wird, bleibt es eher eine oberflächliche Geschichte. Für mich war es eine angenehme Liebesgeschichte, die mich jedoch nicht sonderlich bewegt hat.