Rezension

Ein langer Weg

Clean - Juno Dawson

Clean
von Juno Dawson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Lexi ist am absoluten Tiefpunkt ihres Lebens angekommen. Ihr älterer Bruder konnte ihre Eskapaden nicht mehr ertragen und hat sie kurzerhand in ein Therapiezentrum gesteckt, in dem sie von ihrer Drogensucht geheilt werden soll. Doch Lexi ist der Meinung, sie habe gar kein Problem und will die paar Wochen Therapie einfach nur schnell hinter sich bringen und danach in ihr altes Leben zurückkehren...

Direkt zu Beginn merkt man, dass dieses Buch das Thema Drogen auf gar keinen Fall weich gespült anpackt. Die Geschichte ist rau und ehrlich und beinhaltet definitiv auch Szenen, bei denen man schlucken muss. Von Anfang an war ich gepackt und wollte wissen, wie es dazu kam, dass Lexi so sehr abgerutscht ist, denn recht früh schon bekommt man den Verdacht, dass es hierfür tatsächlich einen Grund gibt. Doch auch auf die Geschichten der anderen Therapiepatienten Brady, Kendall, Ruby, Guy, Saif und Sasha war ich direkt neugierig. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen und dennoch versuchen sie füreinander da zu sein. Mir hat es wirklich gut gefallen, wie der Zusammenhalt der Gruppe sich aufgebaut und entwickelt hat.

Insgesamt ist die Geschichte ein Auf und Ab und wirkt dadurch auf mich sehr realistisch. Dennoch bin ich der Meinung, dass das Buch das Thema Drogen, Abhängigkeit etc. immer noch vereinfacht darstellt. Aber man sollte hier immer im Hinterkopf behalten, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Und mit Berücksichtigung der Zielgruppe, zeigt "Clean" in meinen Augen sehr gut die Problematik und Dramatik der Thematik auf. Besonders gefallen hat mir auch, dass das Buch eben nicht nur schwarz oder weiß ist, sondern auch Grauzonen anspricht.
Ich brauchte etwas Zeit um mit Lexi warm zu werden. Sie ist verwöhnt, frech, uneinsichtig und etwas arrogant. Doch man merkt schnell, dass sie auch sehr intelligent und hilfsbereit ist und sie durchaus vernünftig sein kann. Im gesamten Buch macht sie eine tolle, authentische Entwicklung durch und fand es interessant besonders ihre psychologische Entwicklung mitzuverfolgen.

Der Schreibstil ist direkt, nicht beschönigend und frech. Erzählt wird aus der Sicht von Lexi, wodurch der Ton sehr rau und auch mal beleidigend aber auch sarkastisch ist. Irgendwie gab es dennoch auch eine Prise Humor, die ich auch nicht als unpassend empfand.

"Clean" gibt einen ungeschönten Einblick in verschiedene Sucht- und psychologische Erkrankungen, der zeigt, dass weder Geschlecht, Status, noch sonst etwas einen davor schützen, in ein tiefes Loch zu fallen. Man trifft seine Entscheidungen selbst. Doch es wird auch gezeigt, dass jeder eine zweite Chance verdient und dass man eine solche auf jeden Fall nutzen sollte.

Fazit:
Mir hat dieses ehrliche und aufklärende Buch wirklich gut gefallen. Nichts wird beschönigt und dennoch kann man ganz viel aus dieser realitätsnahen Geschichte mitnehmen.