Rezension

Ein langsames, subtiles Buch, das einen etwas verwirrt zurücklässt

Phon -

Phon
von Marente de Moor

Bewertet mit 3 Sternen

Eine Rezension zu „Phon“ von Marente de Moor zu schreiben, ist gar nicht so einfach. Es ist ein Roman, der sich schwer greifen lässt. Das beginnt schon bei der Genrezuordnung: Ist es Science-Fiction oder ein psychologischer Roman oder am Ende gar ein Krimi?

Eine Aussage über den Inhalt ist ebenso schwer zu treffen: Wir befinden uns im Kopf von Nadja, einer russischen Frau mittleren Alters, die mit ihrem Mann in der Einöde Russlands lebt. Sie ist nicht glücklich mit ihrem Leben, mit ihrer Beziehung, mit ihrer Gesamtsituation, so viel ist klar, aber die Beschreibungen dieses Gefühls und der Lage bleiben immer diffus – man kommt Nadja nie so richtig nahe, und so entzieht sich auch die Beurteilung der Gesamtsituation völlig unserem Verständnis.

„Phon“ wartet mit einer Art ästhetischer Naturpoetik auf, zugleich aber auch mit zähen und kaum nachvollziehbaren Gedankengängen der Protagonistin. Da es so schwerfällt, eine Bindung zu ihr aufzubauen, fehlt der Geschichte häufiger auch der Antrieb, denn im Grunde lässt sich nie so wirklich Interesse an ihrem Leben und ihrer Vergangenheit aufbringen. Spannung erzeugen vielmehr merkwürdige Naturereignisse, Geräusche am Himmel, und die vollständige Verlassenheit ihres kleinen Ortes, der nur noch von diesem einen Ehepaar bewohnt wird. Die Frage: „Was ist hier passiert?“ schwingt bedrohlich mit, wird aber, so viel sei verraten, nicht befriedigend aufgelöst. Diese Offenheit verleiht dem Buch aber auch einen gewissen Charme: Kaum etwas wird expliziert, das meiste darf ich als Leserin selbst deuten. Diese Erzählweise, so ungewöhnlich sie ist, hat auch etwas Anziehendes.

„Phon“ ist ein merkwürdiges, diffuses Buch, das eine besondere Stimmung zu vermitteln schafft, aber immer wieder etwas zäh vorangeht. Es bewegt sich regelmäßig auf dem schmalen Grat zwischen verwirrter Faszination und irritierter Langeweile. Das Leseerlebnis lässt mich daher etwas ratlos zurück, zwingt mich aber auch im Nachhinein immer wieder, das Gelesene zu reflektieren. Durchaus reizvoll, aber nicht überzeugend.