Rezension

Ein Leben im Juwel ist eben kein Zuckerschlecken...

Das Juwel - Die Gabe
von Amy Ewing

In ein paar Tagen wird Violet bei der Auktion verkauft. In ein paar Tagen wird sie die Einrichtung Southgate verlassen. In ein paar Tagen, wird sie dem Juwel gehören und nichts wird mehr so sein wie es einmal war. Violet trägt, mit vielen anderen Mädchen in Southgate, ein besonderes Gen in sich, das es ihr ermöglicht vollkommen gesunde und perfekte Nachkommen zu zeugen. Und genau dieses Gen wollen sich die Adligen aus dem Juwel zu eigen machen. Bei der jährlichen Auktion soll geboten werden was das Zeug hält. Doch wer wird für Violet bieten? Was passiert mit ihrer einzigen und besten Freundin Raven? Wie wird ihr Leben im Juwel aussehen? Eins ist schon mal klar: Violets Leben wird sich gehörig auf den Kopf stellen.

Ich freue mich noch immer wahnsinnig, dass ich dieses traumhaft schöne Buch (das Cover ist echt ein Traum, auch wenn mir die Glitzersteinchen dann doch einen Tick zu viel sind :D) lesen durfte. Vielen lieben Dank nochmal dafür! Meine Erwartungen waren ziemlich hoch. Ich hatte schon viel über das Buch gehört und war gespannt darauf, ob ich mich den begeisterten Meinungen anschließen würde.

Violet ist die Hauptprotagonistin. Im Großen und Ganzen mochte ich sie. Zu Anfang hatte ich meine Probleme, mit ihr klar zu kommen. Das teils sprunghafte Wechselbad ihrer Gefühle und ihre, in mancherlei Hinsicht, schon fast naive Art, haben es mir schwer gemacht sie ins Herz zu schließen. Und ihre Ego-Nummer am Ende (die sie dann Gott sei Dank beendet hat!) fand ich ganz schrecklich! Sie war zu dem Zeitpunkt nur auf sich fixiert und mit ihren, für mich, ziemlich unwichtigen Problemen beschäftigt, anstatt einfach mal die Augen aufzumachen, und zu sehen wer wirklich Hilfe brauchte! So ganz sympathisch ist mir Violet bis zum Ende leider nicht geworden. Mir blieb sie auch leider zu unaufgeregt: Sie war mir zu 0815. Das nette Mädchen von nebenan, aber mehr eben auch nicht. Ich habe mit einer selbstbewussten und starken jungen Frau gerechnet, bekommen habe ich aber ein teilweise kindliches und zu sprunghaftes Mädchen, die die rosarote Brille zu lange auf hatte. Da gefiel mir die freche und rebellische Raven viel lieber! Sie war mutiger, hat sich zur Wehr gesetzt und ließ sich nicht unterbuttern, und hat ihre Meinung mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein vertreten. Für mich war sie die wirkliche Heldin der Geschichte! Annabelle, Violets Dienstmagd, fand ich wirklich zauberhaft. Sie war immer für Violet da, und ich hatte ehrlich das Gefühl, dass sich zwischen den beiden eine zarte Freundschaft entwickelte, die Violet während ihres Lebens im Juwel bitter nötig hat! Bei Violets Herrin (Wenn ich den Namen nennen würde, würde ich schon zu viel verraten ^^) ist es mir immer eiskalt den Rücken runter gelaufen. Diese Frau ist so gruselig gewesen! Zwar ließ sich vermuten, dass sie doch nicht so kaltherzig ist, wie sie immer tat, aber so ganz trauen konnte ich ihr immer noch nicht! Bei Lucien bin ich mir auch nicht so sicher, ob man ihm wirklich vertrauen kann oder nicht. Ich würde es mir für Violet wünschen, denn einen ehrlichen Verbündeten kann man immer gut gebrauchen...

Ihr Leben als Sorrogate war einfach wundervoll und sehr intensiv beschrieben. Ich habe mich gefühlt als säße ich mittendrin im Geschehen, habe mit gelitten und zum Ende hingefiebert, das einen so fiesen Cliffhanger hat, dass man gespannt auf den zweiten Teil wartet! Die Liebesgeschichte (Natürlich muss es wieder eine geben, schließlich ist es ein Jugendbuch :D) hat mir weniger gut gefallen. Ich mochte Ash. Wirklich. Ich finde er ist eine perfekte Mischung aus Arsch und Gentleman, wenn ihr versteht was ich meine :D. Aber diese Sache zwischen ihm und Violet ging mir einfach zu schnell. Zack, sie haben sich gesehen, Boom, sie waren unsterblich verliebt! Warum muss das immer so laufen? Warum kann eine Liebe nicht langsam wachsen, mit schüchternen Berührungen und zärtlichen Blicken beginnen? Warum gibt es immer nur von 0 auf 100? Keine Ahnung. Ich finde es nur äußerst schade, da die Beziehung zwischen den beiden wirklich viel Potenzial hatte, das meiner Meinung nach, nicht gut genug ausgeschöpft wurde.

Vielleicht werdet ihr euch langsam fragen, warum ich eigentlich vier Sterne verteile, wo mir doch relativ viel grundlegende Sachen nicht gefallen haben? Ich glaube das ist vor allem diesem spannenden Plot zu verdanken; denn meine Güte, der hat es wirklich in sich! Ich fand den Hintergund der Geschichte super gut gewählt und erklärt. Die Welt in der Violet lebt war auf beängstigende Weise klug geplant und durchdacht. Ich hätte liebend gerne noch mehr über diesen andersartigen Ort und das Juwel erfahren, und drücke die Daumen, dass es dazu noch mehr im nächsten Band zu erkunden gibt. An Spannung wurde auch an keiner Ecke gespart! Hätte ich nicht abeiten müssen, hätte ich das Buch wahrscheinlich in einem Tag durchlesen können. Zwischenzeitlich habe ich mich in einer Art Sog befunden, in dem ich mich regelrecht zwingen musste, das Buch zuzuklappen und zu schlafen! :D Toll fand ich auch, dass meine Erwartungen eher in Richtung der Selection-Reihe gingen, also ich eher mit einer seichten Geschichte, aber einer Menge Liebe und Drama gerechnet habe. Das das Buch aber solche „heftigen“ Züge angenommen hat, und so interessant, packend und mitreißend geschrieben war, hat mich ehrlich überrascht!

Fazit: Trotz kleinerer Mängel ein wirklich gelungenes Jugendbuch, was meine Erwartungen getroffen hat. Eine rasante und wirklich spannende Geschichte (mit fiesem Cliffhanger :D), der trotz einer teilweise nervigen Hauptprotagonistin und stereotypischer Lovestory überzeugen konnte!