Rezension

Ein Leben im Müll der Gesellschaft

Vertraute Welt -

Vertraute Welt
von Hwang Sok-Yong

Bewertet mit 5 Sternen

Faszinierend, bewegend, erschütternd. In seinem Roman beschreibt Hwang Sok-Yong, wie ein Jugendlicher und seine Mutter auf die tiefste Stufe der Gesellschaft hinabrutschen. Mit dem Umzug auf die Blumeninsel landen sie inmitten einer Barackensiedlung auf der größten Müllkippe Seouls, wo die Bewohner unter unwürdigen Bedingen Urban Mining betreiben. Täglich rollen die Laster an und laden den Müll der Gesellschaft dort ab. Und täglich durchkämmen die Müllsammler die Abfälle nach verwertbaren Rohstoffen, welche von Recyclern aufgekauft werden.

Nicht nur das dortige Leben an sich, welches der Autor erschreckend detailreich und einfühlsam beschreibt, ist bewegend, sondern vor allem der Umstand, dass dieses System der menschlichen Müllsortierer von den Verantwortlichen sogar durch käufliche Lizenzen noch regelrecht gefördert wird. Ein weiterer Aspekt, welcher thematisiert wird, ist der schwindende Glaube an das Volk in der Anderswelt, eine Art Naturgeister, welches dem dortigen Glauben nach parallel zu den Menschen das Land bevölkert und dessen Lebensraum durch den Raubbau und die Vergiftung der Natur zunehmend schwindet.

Ein sehr bewegender, gesellschaftskritischer Roman, welcher eine Welt beleuchtet, die den meisten wohl nicht vertraut ist und den Opfern der Konsumgesellschaft eine überzeugende Stimme verleiht.