Rezension

Ein Leben in Extremen - komisch, traurig, mutmachend

Panikherz
von Benjamin von Stuckrad-Barre

Bewertet mit 5 Sternen

Man erlebt hautnah ein Leben mit, das man sonst nur von Rockstars kennt. Ganz viel Party, coole Leute, großer Erfolg, ausverkaufte Tourneen, ein irrer Medienrummel und dann der ganz typische, fast klischeehafte Rock-Star-Absturz. Ein irre-schönes Buch, das Mut macht.

Benjamin von Stuckrad Barre, Jahrgang 1975, hat schon viel erlebt in seinem Leben: er war Musikredakteur beim Rolling Stone und bei der taz, Mitarbeiter bei der FAZ, dann sein erster Roman „Soloalbum“, mit dem er zum Star der „Pop-Literatur“ wurde, kurz darauf Gag-Schreiber für die Harald-Schmidt-Show und in späteren Tagen selbst Late-Night-Talker.

Sein neuestes Buch „Panikherz“ ist eine Autobiografie. Darin geht es um den Medienzirkus der 90-er Jahre bis in die Jetztzeit, in dem Stuckrad-Barre ja ziemlich viel mitmischte, es geht sehr viel um Pop-Musik, aber auch um den persönlichen Absturz Barres, der in eine Bulimie und eine starke Drogensucht führte.

Coole Leute, Party, Absturz

In diesem Buch tritt unheimlich viel Prominenz auf: allen voran Udo Lindenberg, ein Kindheitsheld Barres, der später zum väterlichen Freund wird und ihm hilft – ja, ausgerechnet Udo Lindenberg! - von den Drogen loszukommen.

Dann taucht auch plötzlich Sven Regener auf, Sänger von Element of Crime, und hilft ihm beim Umzug. Am Strand von Florida hängt er mit dem Gitarristen von Rammstein ab. Mit Bret Easton Ellis zieht er ein paar Lines. Alle auftauchenden Prominenten aufzuzählen, würde hier aber den Rahmen ein wenig sprengen. 

Live fast - die young? 

Man lernt Stuckrad-Barre als einen hyperaktiven, ruhelosen Menschen kennen, umgeben von zahlreichen Menschen, mit zahllosen Kontakten, der aber trotzdem unendlich einsam ist und mit seinem plötzlichen Ruhm als „Star der Pop-Literatur“ überhaupt nicht umgehen kann.

Schonungslos berichtet er von seiner Bulimie und seiner Drogensucht, da wird es einem auch als Leser mal ziemlich schlecht.

Trotzdem überwiegen in diesem Buch die heiteren Seiten. Es ist rasant und sehr humorvoll geschrieben, Barre versteht es wie kein zweiter, genau zu beobachten. Und dann geht alles gut aus, man geht zwar mit Stuckrad-Barre durch dessen persönliche Hölle, aber am Ende findet er sich endlich selbst und kommt endlich ein wenig zur Ruhe.

Und jetzt ist das Buch sogar auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste – wie schön! Ein besseres Happy-End gibt es nicht.