Rezension

Ein Leben nach der Katastrophe – spannend, interessant – gut

Darkiss - Herrscher der Gezeiten - Nichola Reilly

Darkiss - Herrscher der Gezeiten
von Nichola Reilly

Bewertet mit 5 Sternen

Wer diesen Roman gelesen hat, wird das Meer mit anderen Augen sehen … Die Erde ist überflutet. Die letzten Überlebenden harren auf einer kleinen Insel aus, deren Ufer mit jeder Flut schmaler werden. Dass sie in dieser Welt unerwünscht ist, spürt Coe jeden Tag. So gut sie kann, erledigt sie ihre erniedrigende Arbeit und setzt sich gegen die anderen Inselbewohner zur Wehr. Heimlich schwärmt sie für den mutigen Tiam, ihren einzigen Freund. Dann geschieht es. Der Herrscher der Insel liegt im Sterben und hinterlässt keinen Erben. Ausgerechnet Coe wird ins Schloss eingeladen und erfährt, dass die königliche Familie ein Geheimnis hütet, das alles für immer verändern kann. Gibt es einen Ausweg aus dem Albtraum, in dem sie alle leben? Coe und Tiam müssen sich beeilen, Antworten zu finden, bevor ihre Welt für immer in den Fluten versinkt …

Die Handlung von „Herrscher der Gezeiten“ der Autorin Nichola Reilly spielt in einer Zeit, wo die Erde vom Wasser überflutet ist. Einige hundert Menschen leben auf einer kleinen Insel und kämpfen ums Überleben. Beherrscht wird der Alltag von den Gezeiten, Ebbe und Flut. Während der Flut müssen alle Bewohner, bis auf den Herrscher der Insel, auf einer Plattform sich in Sicherheit bringen. Dort hat jeder einen festen Platz. Die Leute am Rande sind allerdings die gefährdetsten und im Meer lauern grauenhafte Tiere, die Kritzler. Derzeit sind es nur noch 496 Leute und wenn jemand verschwindet, ist davon auszugehen, dass er Opfer dieser Ungeheuer wurde.

Geschrieben in der Ich-Erzählperspektive von Coe, einem jungen Mädchen, welches aufgrund ihres Alters noch in der Mitte der Plattform ihren Platz inne hat. Als kleines Kind verlor sie bei einem Kritzlerangriff einen Arm und war daher nur für niedrige Arbeiten, die Toilette zu reinigen, zuständig. Doch sie hatte einen Freund an ihrer Seite, der sie beschützte, vor allem, nachdem Coe ihren Vater Buck Kettlefish verloren hatte. Und sie kümmerte sich um das jüngste Mitglied der Gesellschaft, Fern, deren Mutter vor vielen Gezeiten gestorben war. Aber was war mit Coes (Corvina) Kettlefishs Mutter passiert? Weitere Kinder durften nicht geboren werden. Der Platz wurde immer begrenzter, das Überleben immer schwieriger. Im noch vorhandenen Schloß regierte der alte, sterbenskranke König Wallow. An seiner Seite das einzige Kind, die heranwachsende Prinzessin Star.

Nach einer Flut geschieht etwas merkwürdiges. Der König sucht das Volk auf und Coe wird ins Schloß befördert. Sie soll die neue Zofe an Stars Seite werden. Da der König sehr krank ist, mußte seine Nachfolge geregelt werden. Und so wird die Hochzeit der Prinzessin Star und Tiam beschlossen. Tiam, Coes engster Freund und Vertrauter. Das Volk ist aufgebracht und halten Tiam für nicht fähig. Es geht ums reine Überleben, Tagträume sind nicht erwünscht. Dass Coe eine Eigenschaft besitzt, die kein anderer der Gemeimschaft hat, ist für sie nur von Nutzen. Hatte der Vater ihr doch das Lesen beigebracht und sie nutzt jede Gelegenheit, um in ihrem geliebten Buch zu lesen. Es tröstet sie. Ein altes Tagebuch, und wie sich im Laufe der Handlung herausstellen wird, von großem Nutzen, dass Coe es fast auswendig kennt.

Anfangs konnte ich den „unsichtbaren roten“ Leitfaden der Handlung nicht erkennen, allerdings ändert sich das sehr schnell im zweiten Kapitel.

Die Beschreibung der Lebensumstände, der Bewohner der kleinen Insel, die gefährliche Zeit auf der Plattform während der Flut ist so konkret beschrieben, man riecht förmlich die Angst der Leute, riecht das Meer, die Luft.

Eine sehr spannend geschriebene Geschichte mit außergewöhnlichen Protagonisten  Ein Leben zwischen Ebbe und Flut, Menschen, die ihr Wissen verloren haben, nicht weitergegeben von Generation zu Generation, der Kampf ums Dasein. Und hinzu kommt das Geheimnis um Coe. Die Frage, wer war ihre Mutter, die sie nie kennengelernt hatte.

Die geschaffene Welt, die kleine Insel Tides, und die Idee was passiert, wenn ... rundum eine spannend geschriebene Geschichte, die den Leser packt und in seinen Sog hineinzieht.

Am Ende angelangt, stellt sich die Frage, wie geht es weiter.

Es bleibt spannend!

„Herrscher der Gezeiten“ überrascht mit einer guten Idee, Dystopie- und Fantasieelemente, dunklen Zukunftsvorstellungen. Sehr authentisch, spannendes Jugendbuch – geeignet für Jung und Alt, die dieses Genre gern lesen. Ich gebe meine absolute Leseempfehlung.