Rezension

Ein Leben nach der Serienmörder-Sondereinheit

Der Knochengarten
von Val McDermid

Zum Inhalt:
Tony Hill ist im Gefängnis, Carol Jordan hat bei der Polizei gekündigt, - und so muss ihr altes Team mit einem riesigen Knochenfund auf dem Gelände eines aufgegebenen Nonnenklosters alleine fertig werden. Währenddessen werden Carols ermittlungstechnische Fähigkeiten abgerufen und Tony orientiert sich neu.

Mein Eindruck:
Dieses Buch macht den Eindruck eines zu voll gepackten Koffers, auf den man sich zum Schließen gesetzt hat. Mit dem Erfolg, dass die Klamotten am Urlaubsort nicht zu gebrauchen sind, weil sie komplett zerdrückt ankommen.
Meiner Meinung nach wollte McDermid mit „Knochengarten“ einfach zu viel: Tonys Tage im Gefängnis, Carols Kampf mit den inneren Dämonen, bei denen sie zwei alte Bekannte im Gepäck hat und dazu noch zwei Fälle für ihr altes Team, das sich mit zwei neuen Kolleg*innen und einem neuen Chef herumschlagen darf (abgesehen von den alten Konkurrenzen in der Polizei); insgesamt bekommt man hier (mindestens) fünf Handlungsstränge zum Preis von einem. Durch die Fülle an Material geht kein Fall in die Tiefe, die neuen Personen bleiben blass und nur treue Leser können mit den alten etwas anfangen.
Keine Frage, McDermid kann schreiben und wer die Hill/Jordan Krimis liebt, wird auch mit diesem einigermaßen zufrieden sein; neue Leser wird sie aber nicht begeistern können. Denn das zweite Manko des Buches ist, dass alle Stränge auch zu einem Ende geführt werden wollen. Das ist – gelinde ausgedrückt – an vielen Stellen sehr abrupt oder einfach so löchrig, dass etwas fehlt. Insbesondere die vom Klappentext thematisierten Umstände werden absolut unbefriedigend behandelt.
Und so tröstet man sich – als Liebhaber der Reihe – mit der Hoffnung auf eine Fortsetzung, welche nach der letzten Jordan/Hill-Szene des Buches jedoch fraglich ist.

Mein Fazit:
Zu viel gewollt