Rezension

** Ein Leben voller Dramen **

Nur einen Horizont entfernt
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hannah Farr wird von ihren Fans geliebt: Als Moderatorin einer täglichen laufenden Talkshow ist sie in der ganzen Stadt bekannt. Doch leider schwinden in letzter Zeit die Einschaltquoten, was ihr und ihrem Produktionsteam Sorgen bereitet. Privat ist Hannah seit 2 Jahren mit einem ebenfalls bekannten Politiker zusammen, der jedoch ständig seine zickige, pubertierende Tochter im Schlepptau hat. Eigentlich wünscht sich die junge Frau, dass ihr Freund ihr einen Heiratsantrag macht und die beiden eine kleine Familie gründen. Doch irgendwie macht Michael keinerlei Anstalten, einen Schritt weiter zu gehen...

 

Als sie Post von einer alten Schulkameradin bekommt, wird sie dann auch noch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Fiona möchte sich bei Hannah dafür entschuldigen, dass sie ihr in der Schule das Leben zur Hölle gemacht und Jahre lang gemobbt hat. Sie schickt Hannah zwei Versöhnungssteine: Einen, den sie Fiona zurückschicken soll, wenn sie ihre Entschuldigung annimmt und einen weiteren Stein, den sie an einen Menschen schicken soll, bei dem sie sich entschuldigen möchte. Diese Briefsendung bringt Fiona völlig aus der Fassung, denn sie wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Nachdem sich ihre Eltern trennten und ihre Mutter mit einem anderen Mann zusammen kam, der sich redlich um Hannah bemühte, wurde sie eine trotzige und wütende Jugendliche.  Der Kontakt zu ihrer Mutter brach ab und sie zog zu ihrem Vater, nachdem sie ihrem Stiefvater vorwarf, sie unsittlich berührt zu haben. Im Laufe der Zeit musste sich Hannah jedoch eingestehen, dass sie sich bis heute gar nicht sicher ist, ob die Berührung damals absichtlich oder versehentlich war – ihre damalige Reaktion war wohl eher die Rebellion gegen den neuen Partner. Demnach hätte Hannah eigentlich auch allen Grund dazu, sich bei ihrer Mutter und ihren Stiefvater zu entschuldigen. Als die junge Journalistin erfährt, wie sich das Leben der beiden verändert hat, fällt ihr dieser Weg noch schwerer…

 

Im Grunde war dies lediglich ein kleiner Auszug des Inhaltes von „Nur einen Horizont entfernt“. Obwohl dieser Roman mit 368 Seiten eine durchschnittliche Seitenzahl für ein Buch dieses Genres hat, ist er äußerst vielschichtig. Hannah Farrs Leben ist rasant und sowohl privat, als auch beruflich hat sie einige „Baustellen“. Trotz der „Fülle“ der Story wirkt die Schreibweise aus der Sicht der jungen Journalistin keineswegs überhastet oder unübersichtlich. Im Gegenteil: Wo man bei anderen Roman langatmige oder füllende Passagen oder gar Kapitel findet, wird man in diesem Buch durchweg gut unterhalten. Auch war der Verlauf der Geschichte stets nachvollziehbar und die Charaktere leicht zuzuordnen. Während des Lesens war ich zugegebener Maßen mehrfach ein wenig hin und her gerissen, was meine Meinung über die Hauptprotagonistin betraf. Hannah Farr kommt ohne Frage sympathisch rüber, allerdings passen manchmal ihre Unsicherheiten nicht mit ihrem Beruf zusammen. Und wer das Buch bereits gelesen hat: Ehrlich gesagt hat sie in ihrem Leben schon für viel Leid gesorgt.

 

Ein kleines Manko muss ich zusätzlich jedoch noch anbringen: Ich fand, dass die Versöhnungssteine zum Ende hin irgendwie nervig wurden, weil immer mehr Menschen involviert waren und jeder plötzlich nicht nur einen Stein, sondern zahlreiche verschicken wollte. Dies aber nur am Rande.

 

Im Großen und Ganzen wurde ich von „Nur einen Horizont entfernt“ aus der Feder von Lori Nelson Spielman gut unterhalten und werde mir auch definitiv noch ihr Erstlingswerk „Morgen kommt ein neuer Himmel“ zulegen.