Rezension

Ein Leben zwischen zwei Welten

Die englische Gärtnerin - Blaue Astern - Martina Sahler

Die englische Gärtnerin - Blaue Astern
von Martina Sahler

Bewertet mit 5 Sternen

Mit „Blaue Astern“ legt Martina Sahler den Auftaktband zur neuen dreiteiligen Gärtnerinnen-Reihe vor und bringt damit wundervolle Unterhaltung für Frauen zwischen die Buchdeckel.

Wir lernen Charlotte kennen, die gerade am Ende ihres Studi-ums der Botanik steht – was im Jahr 1920 eher ein Ausnahme-Werdegang ist. Ihre Familie jedoch war schon immer sehr libe-ral, der Vater praktizierender Hausarzt, die Mutter Journalistin. Nach dem Tod des Vaters ist Mutter Elisabeth zwar mit den drei Kindern auf sich gestellt, aber besonders im Ältesten Robert erhofft sie sich durch sein Medizinstudium, dass er in die Fußstapfen des Vaters treten und die Familie weiterhin un-terstützen kann. Auch die zweitgeborene Charlotte bestärkt sie in ihren Bestrebungen, Botanikerin zu werden.

Mit dem Abschluss in der Tasche ergattert Charlotte tatsächlich eine Stelle in Kew Gardens in London, wo sie von For-schungsreisen in ferne Länder träumt und zunächst die Mög-lichkeit hat, exotische Pflanzen in den Gewächshäusern von Kew zu kultivieren. Sie ist glücklich und meint, ihren Träumen näher zu kommen.

Dass sie völlig im Reinen mit sich ist, strahlt sie auch aus und so fällt sie dem konservativen deutschen Geschäftsmann Victor Bromberg bei seinem Besuch in Kew Gardens ins Auge – er legt sich sehr ins Zeug, um Charlotte zu beeindrucken und für sich zu gewinnen. Doch während er von einer repräsentativen Ehefrau träumt, die mit ihm die Leiter des gesellschaftlichen Aufstiegs erklimmt, weiß er nicht, dass diese Frau von Aben-teuern mit ihrem Freund und Kollegen Dennis träumt.

Als ein Schicksalsschlag die Familie hart trifft und ihre Existenz in Frage stellt, steht für Charlotte eine schwere Entscheidung an: ihre Träume verwirklichen und die Familie im Stich lassen? Oder durch eine Heirat mit Victor sichere Verhältnisse für ihre Familie schaffen und ihre Träume begraben?

Wie sich Charlotte entscheidet, möchte ich hier noch nicht verraten, aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass es sich lohnt, ihren Weg zu verfolgen. Gerade in den Szenen, die in Kew Gardens oder im Garten des Landhauses Summerlight House spielen, merkt man die Leidenschaft der jungen Frau für Pflanzen und alles Grüne. Und durch die bildhaften Be-schreibungen der Autorin hat man die üppig blühenden Ge-wächshäuser von Kew und den im Dornröschenschlaf liegenden verwilderten englischen Garten von Summerlight House klar vor Augen. Ich, die ich mich selbst kaum satt sehen kann an Blumen, habe deshalb in diesem Buch so richtig schwelgen können und war vom Thema des Romans total begeistert.

Auch die Figuren hat Martina Sahler schön ausgearbeitet. Bei den Nebenfiguren hatten es mir besonders Charlottes jüngere Schwester Debbie (ein 12jähriger Wildfang!) und Victors intro-vertierte, aber herzensgute Cousine Aurora angetan. Für beide habe ich große Sympathien entwickelt und hoffe, dass sie auch in den Folgebänden weiter größere Rollen haben werden.

Auf jeden Fall freue ich mich schon total auf Band 2 („Rote Dahlien“), der zum Glück schon im März erscheinen soll, und will unbedingt wissen, wie es mit Charlotte und ihrer Familie weitergeht. Dieses Buch hat sich wirklich in mein Herz ge-schlichen und mir wunderbar entspannte Lesestunden be-schert.