Rezension

Ein leider viel zu unvollkommener Roman über bedeutende Themen

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
von Peter Bognanni

Bewertet mit 3 Sternen

In „Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ begleitet der Leser die Protagonistin Tess auf einer Reise, die geprägt ist von Trauer, um ihren Freund, der sich das Leben nahm. Den Freund Jonah kennt sie aber fast nur von Chats, Anrufen etc. Tess wird mit Problemen konfrontiert, als sie plötzlich eine Nachricht ihres verstorbenen Freundes erhält.

Auf den ersten Blick klingt die Handlung berührend, tieftraurig, für viele aber auch lebensbejahend. Das lässt sich nicht bestreiten, aber an den meisten Stellen im Roman verliert sich die Handlung in unnötigen Dingen, die keine Relevanz haben, sodass ich zeitweise nicht wusste, wo die Handlung letztendlich hinführen soll und was die Essenz des Ganzen ist. Eine besonders wichtige Handlung wurde leider nur als Nebenhandlung behandelt, wiederum gerieten „unwichtigere“ Personen zu sehr in den Fokus.

 

Das Buch hat mir grundsätzlich nicht gefallen, weil die Charaktere leider überhaupt nicht überzeugen können. Als Beispiel kann die Protagonistin Tess genannt werden, deren Handlungen weitgehend nicht nachvollziehbar waren. (+++Mögliche Spoiler+++:) Nachdem sie die Schule abbricht, wird sie bei ihrem Vater „Bestatterin“ für außergewöhnliche Bestattungen und reist dann noch um die halbe Welt für ein kurzes Abenteuer. Auch Daniel handelt oft nicht plausibel, geht mit Tess eine völlig an den Haaren herbeigezogene Beziehung ein, obwohl beide wissen, dass es nicht auf ewig währt. (+++Spoiler-Ende +++) Die Rolle von Jonah wirkte viel zu distanziert. Das mag an seiner fast vollständigen Internet-Präsenz liegen, ändert aber nichts daran, dass er manchmal zu sehr aus dem Fokus gerät.

 

An Peter Bognannis Schreibstil kann man nichts aussetzen. Da der Roman ein Jugendbuch ist, gestaltet er die Sprache nicht zu komplex, sondern leicht verständlich, an manchen Stellen sogar literarisch kunstvoll. Vor allem wenn es im Detail über das Thema Tod ging, kann er den Leser mittels des Romans persönlich bewegen und zum Nachdenken anregen. Man reflektiert seine eigenen Handlungen bzw. überlegt, wie man selbst in der Situation agieren würde.

 

Die Gestaltung von „Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ zählt zu den schönsten, die ich je gesehen habe. Die Farben und der – etwas zu übertriebene – Schimmer/ Glanz wirken auf den ersten Blick überwältigend. Getreu dem Spruch „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ ist der Inhalt nicht so toll wie das Cover.

 

Das Buch hat auf jeden Fall Potenzial, schöpft es in den sehr begrenzten 270 Seiten aber leider nicht aus, sondern verstrickt sich in viel zu schnelle Entscheidungen, unvollständige Charakterentwicklung und kann daher die Message hinter all dem nicht 100% vermitteln. Trotzdem kann es dem Leser die Augen öffnen, für schwere Themen, die nicht ungeachtet bleiben sollten.