Rezension

ein leiser Roman über einen Einsamen

Dagegen die Elefanten! -

Dagegen die Elefanten!
von Dagmar Leupold

Bewertet mit 4 Sternen

Herr Harald arbeitet in der Garderobe der Oper, der Philharmonie und in der des "schönsten Theaters der Stadt". Er nimmt Mäntel, Taschen, Regenschirme entgegen und verwahrt sie bis zum Ende der jeweiligen Vorstellungen. Ansonsten lebt er allein in einem Betonbau in einer 2-Zimmerwohnung im 4. OG in einer großen Stadt.

Er spricht nicht viel mit anderen Menschen, ausgenommen mit den Nutzern der Garderoben und den Kontakten, die sein streng durchstrukturierter Alltag mit sich bringt, also mit Kassiererinnen im Supermarkt, mit der Bedienung in der von ihm wenig besuchten Gaststätte, den Mitarbeitern der Bücherei, dem Tierarzt. Letzterer, da ihm eine Katze zuläuft, die wegen Katzenschnupfens behandelt werden muss, und deren Gegenwart ihm sichtlich guttut.

In diesem Roman passiert nicht viel. Herr Harald lebt sein Leben. Durch seinen Alltag begleiten wir ihn ein ganzes Jahr. Dieser Alltag wird sehr detailliert beschrieben, sehr leise und unaufgeregt, in einer sehr gefühlvollen, geradezu poetischen Sprache, die auch in seine Gedanken und Tagträumereien Eingang findet. 

An Herrn Harald ist ein Poet verloren gegangen. So schön sind die Formulierungen, wie " Schals, die aus Ärmelmänteln lugen, wie Tierchen aus ihrem Versteck" , "hochhakige Schuhe, fristlos gekündigt, müssen unter seiner Theke schicksalsergeben ausharren" oder, die zugelaufene Katze betreffend "er sieht, wie sich das Fell im Takt des Atmens hebt und senkt, da lebt jemand !", denkt er. Herr Harald hat eine blühende Phantasie, die aus den kleinsten Dingen ganze Welten und Geschichten entstehen lässt

Dies alles hat mir gut gefallen. Man muss allerdings ein Faible für solcherart Geschichten haben, die durch die Schönheit der Sprache leben und ohne großartige Spannungsbögen auskommen. Ein wenig Spannung wird vermittelt durch Herrn Haralds Schwärmerei für eine Seitenumblätterin bei Klavierkonzerten oder einen in der Garderobe vergessenen Regenmantel, in dessen Tasche sich eine Schreckschusspistole befindet, die er mitnimmt. Ein rasanter Plot entwickelt sich hieraus nicht.

Für Freunde der langsamen, leisen Literatur ein sehr empfehlenswertes Büchlein. Ich vergebe 4 Sterne.