Rezension

Ein Lesehighlight!

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung - Corina Bomann

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung
von Corina Bomann

Es ist wie „der Teufel trägt Prada“ nur in viel emotionaler, romantischer, interessanter und weniger oberflächlich. Quasi die schönere Version von „der Teufel trägt Prada“. Für mich bislang mein Jahreshighlight!

Inhalt
Kennenlernen tun wir Sophia in Berlin, Studentin der Chemie. Gut behütet ist sie bei ihren Eltern aufgewachsen und hat eine Entscheidung getroffen, die ihr Leben verändert und die dazu führt, dass ihre Eltern sie verstoßen. Sophia bleibt nichts anderes übrig, als sich eine neue Unterkunft zu suchen und irgendwie Geld zu verdienen. Zum Glück gibt es ihre beste Freundin Henny, die sich für Sophia einsetzt und ihr zu einem neuen Job verhilft. Als es für Henny nach Paris geht, steht es gar nicht lange zur Debatte, denn keine Frage - Sophia kommt natürlich auch mit. Für Sophia erscheint alles wie ein Neuanfang. Doch auch in Paris warten die Schattenseiten des Lebens auf sie. Sie benötigt eine Arbeitserlaubnis, einen Pass, einen Job. Sophia strengt sich an, besucht Bibliotheken und arbeitet hart an sich. Sophia glaubt fest daran, dass sie sich ihren Traum der Kosmetikherstellerin erfüllen kann, doch dann kommt sie ins Krankenhaus und erfährt eine traurige Nachricht… Für Sophia bricht eine Welt zusammen und auch Henny verändert sich, es scheint, als wolle Henny nicht mehr mit Sophia zusammenwohnen und sie unterstützen. Sophia setzt alles auf eine Karte und bewirbt sich in einer kleine Kosmetikboutique bei Helena Rubinstein. Diese hält ein Jobangebot für Sophia bereit, was diese nicht ausschlagen kann. So begibt sich die junge Sophia nach New York und lässt ihr altes Ich immer mehr hinter sich. Wird Sophia hier ihr Glück finden können?

 

Beschreibung
„Ich hatte Zeit, um nachzudenken. Alles kam mir so unwirklich vor. Noch vor einigen Tagen war ich in Berlin gewesen, und jetzt saß ich hier. Es war seltsam. Indem ich Französin wurde oder zumindest das Recht erhielt, mich her aufzuhalten, streifte ich die alte Sophia gänzlich ab und wurde zu einer neuen. Doch zu was für einer Version von mir selbst?“ (S.142 f.)

Auf diesem Weg zur ihrem Selbst begleiten die Leser und Leserinnen Sophia und durchleben dabei die unterschiedlichsten Emotionen und Geschehnisse. 

Schon auf den ersten Seiten konnte ich mich sofort auf die Geschichte von Sophia einlassen und mich in die 1920er Jahre hinein versetzen. Das alte Berlin wahrnehmen, mit all seinen Gebäuden und dem Geruch, die Kleider die Sophia getragen hat, die Universitäten und die Männer der damaligen Zeit. Ich konnte mir das Theater vorstellen, die Schauspieler und die Hoffnungen von Henny und Sophia nachvollziehen. Auch in Paris hatte ich die kleinen Geschäfte und vor allem auch die teuren Läden direkt vor Augen. Es hat sich so angefühlt, als wäre ich dabei gewesen. Was vor allem auch an dem wundervollen Schreibstil von Corina Bomann liegt. Sie schreibt so detailgetreu, emotional und mit einer Leichtigkeit, dass die Seiten nur so dahin fliegen. Sie erweckt die Charaktere zum Leben, schreibt ihnen ganz individuelle Charakterzüge zu und trifft genau das Frauenbild der damaligen Zeit. Teilweise kam das Gefühl auf, dass Corina Bomann selber in den 1920er Jahren gelebt hat und die Geschichte von Sophia ihre eigene wäre und genau das ist es, was dieses Buch zu etwas ganz besonderem macht. Des Weiteren lässt die Autorin zu keiner Zeit den roten Faden außer Acht! Familie, Kosmetik, die Liebe und die Todgeburt werden jederzeit wieder erwähnt und nicht einfach so abgehakt, was bei vielen Bücher oftmals der Fall ist. Nebenbei sorgt Corina Bomann für spannende Momente, wie z.B. der Manipulation von Produkten, die verheimlichte Schwangerschaft gegenüber Darren O’Connor und die Todgeburt. Auch was Henny und ihren Freund Jouelle betrifft, kommt es immer mal wieder zu Momenten der Spannung - was ist das zwischen den Beiden, warum verhält Henny sich so komisch und warum antwortet sie Sophia in New York so selten? Selbst Helena Rubinstein macht es immer wieder spannend. Am Ende des Buches häufen sich diese Momente der Spannung, sodass es zu einem gemeinen Cliffhanger kommt, der Lust darauf macht, das Buch weiterzulesen. (An dieser Stelle möchte ich noch einmal kurz eine Leseerfahrung mit euch teilen. Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass da im Krankenhaus bestimmt etwas nich sauber gelaufen ist und habe gedacht, dass man im zweiten Teil sicherlich mehr dazu erfährt, da ich im ersten Band noch nicht damit gerechnet habe. Und dann kommt dieser Brief an. Ich hab tatsächlich kurz einen Laut von mir gegeben und konnte es nicht glauben. Ich musste indem Moment einfach mit jemandem darüber reden, da ich es einfach nicht fassen konnte und es dennoch die gesamte Zeit über geahnt habe. Das hat Corina Bomann sehr gut hinbekommen.) 

Es ist so wundervoll miterleben zu können, wie Sophia, obwohl sie quasi ganz alleine ist und keine Freunde oder Familie bei sich hat, für die Arbeit aufopfert und immer wieder das Gute in dem Ganzen Unglück sieht und für sich verbucht, dass sie es zu etwas gebracht hat. Auch die kleine Liebesgeschichte, die sich zwischen O’Connor und ihr entwickelt ist schön und gleichzeitig doch so traurig, denn man erfährt alles hautnah mit. Sophias Ängste, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen und ihr Liebeskummer. 

Sophia selber hat sich zu einer selbstbewussten Frau entwickelt. Für mich war sie zu Beginn schnell zu verunsichern, sehr vorsichtig und zurückhaltend, teilweise auch sehr ängstlich, wenn man daran denkt, dass sie sich auch nicht getraut hat durch die Tür im Theater zu schauen. Dadurch, dass sie ihrem Vater allerdings schon die Stirn bieten musste, hat sie hier schon einen großen Schritt nach vorne gemacht. Sie hat sich hier schon getraut, ihren eigenen Weg zu gehen und das Kind nicht abzutreiben und genau diese kleine Stärke, die tief in ihrem Inneren gesteckt hat, hat sich immer weiterentwickelt. Sie hat sich überwunden das Baby zu behalten, sie hat als Garderobiere gearbeitet, ist nach Paris gezogen, hat sich getraut bei Helena Rubinstein anzuheuern und letztendlich sogar nach New York zu ziehen. Sie hat niemals den Lebenswillen verloren und ist zu keiner Zeit auf die falsche Bahn geraten. Wie gut, dass sie ein paar Menschen um sich herum hat, die ihr rasch ans Herz wachsen.

Vor allem Henny hat einen großen Schritt zu Sophias Entwicklung beigetragen und quasi die Grundlage für alles gelegt. Ich kann verstehen, dass Sophia in Henny eine gute Freundin gefunden hat, denn ich habe sie genauso sehr ins Herz geschlossen wie Sophia. Sie ist ein kleiner Wirbelwind, trägt das Herz auf dem rechten Fleck, steckt so voller Freude, Hoffnungen und Motivation und ist ein lebensfroher Mensch, der sich von Niemandem bremsen lässt. Umso schöner war es, dass Sophia bei ihrer Freundin unterkommen konnte, dass Henny sie unterstützt hat und immer zu ihr gehalten hat. Sein wir mal ehrlich - genau solche Freunde wünscht man sich doch, oder? Auch wenn Henny sich immer mehr zurückzieht und sicherlich auch einige falsche Entscheidungen trifft oder nicht gerade freundschaftlich handelt…

Besonders spannend und interessant fand ich auch die Geschichte um Helena Rubinstein und ihre „Beziehung“ zu Elizabeth Arden. Ich habe mich häufiger gefragt, woher Corina Bemann all diese Informationen hat, ob sie teilweise der Wahrheit entsprechen und hätte mir am liebsten Dokumentationen zu den beiden Damen der Kosmetikbranche angesehen. 

Die gesamte Zeit über habe ich meinen Fantasien zu den beiden Damen freien Lauf gelassen, doch auf den letzten hundert Seiten musste ich einfach bei Google nachschauen, wie die beiden aussahen. Zwei Frauen, die die Kosmetikbranche noch heute revolutionieren. Selbst die Kosmetiklinie Max Factor kam im Buch vor. 

Zum Schluss möchte ich nun auch noch einmal kurz auf das Cover eingehen. Ich finde die Farbzusammenstellung wunderschön und es ist vermutlich genau das „Fuchsia“, was Darren O’Connor für seine Cremedosen verwenden wollte. Und ja, er hat recht - genau solche pink Töne gefallen den Frauen, zumindest mir! Er wirk elegant und passend für die Kosmetik. Da ich mir auch die anderen Cover schon angesehen habe, finde ich es toll, dass der ullstein Verlag seinen Covern treu geblieben ist und alle aufeinander abgestimmt hat. Ich finde man sieht von Cover zu Cover, dass sich Sophia verändert und immer reifer und erwachsener wird. 

 

Fazit
Auf jeden Fall macht dieses Buch nun Lust auf eine Fortsetzung, für mich bleiben noch so viele Fragen offen und gerade am Ende wurde es immer spannender. Ich bin so gespannt darauf, was der Brief von Elizabeth Arden bewirken wird. Lass Sophia sich auf ihr Angebot ein und wendet Helena Rubinstein den Rücken zu? Gerät Sophia auf die falsche Bahn und wir zu einem „Spitzel“? Wird durch Sophia irgendein Gerücht oder vielleicht auch eine Wahrheit nach draußen transportiert, die dazu führt, dass ein öffentlicher Krieg zwischen den beiden Damen der Kosmetik entfacht? Vielleicht schafft Sophia sogar ihre eigene Kosmetik zu produzieren? Welches Spiel treibt Darren, meldet er sich nochmal bei Sophia oder hat er sie für immer verlassen? Auf welche Spuren wird Sophia in Paris stoßen und wer steckt hinter diesen unglaublichen Vorkommnissen, die ihr Kinder betreffen? Werden sich ihre Eltern wieder bei Sophia melden und wie reagieren sie darauf, wenn sie hören, wo Sophia mittlerweile steht und was alles Geschehen ist?

Hach, ich habe so viele Fragen und freue mich unheimlich auf den nächsten Teil! Am liebsten würde ich ihn sofort lesen.

Es ist wie „der Teufel trägt Prada“ nur in viel emotionaler, romantischer, interessanter und weniger oberflächlich. Quasi die schönere Version von „der Teufel trägt Prada“. 

Für mich bislang mein Jahreshighlight!

 

„Gut. Denken Sie immer daran, wir machen Schönheit für Königinnen und sind die Königinnen der Schönheit!“ (S.429 - Madame Rubinstein zu Sophia)