Rezension

Ein Lesehighlight

Sommer unter schwarzen Flügeln - Peer Martin

Sommer unter schwarzen Flügeln
von Peer Martin

~~Inhalt (übernommen)

Nuri und Calvin leben ganz nah beieinander - uns sind sich doch unendlich fern. Sie ist mit ihrer Familie aus Syrien geflohen und in einem Flüchtlingsheim untergekommen. Er ist Mitglied einer rechten Jugendgang, die Stimmung gegen die Asylbewerber macht. Doch ausgerechnet ihn sucht Nuri sich aus, um erstmals ihre Geschichte zu erzählen: von ihrem Heimatdorf am Rande der Wüste, von den ersten Unruhen und den Schwingen des Bösen, die sich schließlich über das ganze Land legen. Je mehr Calvin über Nuri erfährt, desto mehr verliebt er sich in das seltsame Mädchen mit den dunklen Augen - und in das fremde Land, von dem sie erzählt. Doch diese Liebe ist gefährlich. Denn Calvins Freunde haben ihm zu ihrem neuen Anführer bestimmt. Und ihre Wut trifft nicht nur ihn, sondern auch Nuri...

Charaktere

Calvin, ein in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsener Jugendlicher, lebt ein unzufriedenes Leben: keinen Schulabschluss, die Mutter hoffnungslos mit ihm und seinen zwei Brüdern überfordert und vom Praktikumsbetrieb nach langen Fehlzeiten gefeuert. Halt und Anerkennung findet er bei seinen Freunden aus der rechten Szene.
Calvin, der eigentlich das Herz an rechten Fleck hat, ist mit der Szene aufgewachsen: Sein Vater hat ihm - leider - nichts anderes vorgelebt. Und es ist ein Einfaches anstatt die Schuld bei sich selber zu suchen, sie anderen zu geben. Calvin macht im Laufe des Besuches ein tolle Wandlung durch: Er beginnt nachzudenken und steht dann zu seinen Entscheidungen.

Nuri ist in Syrien geboren und aufgewachsen. Sie ist mit ihren Eltern geflohen und lebt nun in einem Flüchtlingsheim ganz in der Nähe von Calvins Wohnblock. Ich hatte Nuri von Anfang an in mein Leserherz geschlossen: sie hat mich durch ihre Einzigartigkeit, ihr Einfühlungsvermögen und ihre Überzeugung zu dem zu stehen, was sie für richtig hält, berührt.

Frau Silbermann war mich auch noch eine Schlüsselfigur: Sie ist über 80, Jüdin und hat das KZ überlebt. Sie gibt in der Stadt Nachhilfe für Jugendliche, damit hofft sie, den Kreislauf zu unterbrechen, dass die Jugendlichen ihren Schulabschluss schaffen und dass etwas aus ihnen wird. Manchmal hilflos und dann doch wieder voller Mut steht sie hinter Nuri und zuletzt auch hinter Calvin und ist ihnen in der aufregenden Zeit immer ein Anker.

Schreibstil

Peer Martin ist mit einer außergewöhnlich schönen und bildhaften Sprache gelungen, dass ich sowohl die Bilder und Gerüche aus Nuris Geschichte "gesehen", ja teilweise sogar "gerochen" habe. Andererseits konnte ich den Hass, die Wut der rechten Jugendlichen spüren.
Es war ein Wechselbad der Gefühle für mich. Ich hab mitgelitten, war selber wütend und schockiert und konnten andererseits auch die Hoffnungslosigkeit und Resignation im Buch spüren. Und manchesmal ließ mich die Liebesgeschichte zwischen Nuri und Calvin schmunzeln und aufseufzen.

Fazit

Für mich ist das Buch ein Lesehighlight, das noch lange in mir nachwirken und mich zum Nachdenken bringen wird.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es zur Lektüre in der Schule werden könnte, den Peer Martin hat in seiner Danksagung geschrieben: Zitat "...Denn er ist trotz allem ein Roman für junge Menschen: Menschen, die vielleicht lernen können, Gewalt und Hass zu begreifen und zu einer Generation heranzuwachsen, die sie nicht mehr zulässt." Zitatende.

Ich finde, dem ist nichts mehr hinzuzufügen!