Ein lesenswerter Roman, geprägt von zwei starken Frauenfiguren
Bewertet mit 5 Sternen
Die Fortsetzung des Romans „Eine handvoll Leben“, welcher im vergangenen Jahr im DroemerKnaur Verlag erschienen ist, setzt nun die junge Generation in den Vordergrund. Wieder sind es zwei starke Frauen, die diesen Roman prägen. Therese, welche sich als Frau in ihrem Jura Studium einiges gefallen lassen muss und dennoch ihr Ziel nicht aus den Augen verliert. Ebenso wie sie gegen ihre eigenen Dämonen ankämpfen muss. Ihr Trauma, das sie kurz vor Kriegsende durchleben musste, hat sie noch nicht überwunden. Ihre Schwägerin Gisela ist ganz die Tochter ihrer Mutter. Sie hat den Sinn für Schnitte und Stoffe von Anna geerbt und möchte sich, wie ihre Mutter, beruflich verwirklichen. Die lebensfrohe, positiv denkende Gisela hat eine ganze Menge Schwung, der ihr hilft das Leben anzupacken. Für beide jungen Frauen ist ihr beruflicher Erfolg wichtig. Eine Einstellung, die für die 1950iger Jahre fast revolutionär ist. In den Jahren blieben Frauen zu Hause und sorgten sich um den Haushalt, die Kinder und das Wohlergehen des Mannes, ohne dessen schriftliche Einwilligung sie auch keine Arbeitsstelle annehmen durften.
Doch auch politische Themen kommen in diesem Roman nicht zu kurz. Der Aufstand der Arbeiter der DDR am 17. Juni 1953 wird in die Geschichte verwoben. Felix und seine Freunde lassen sich auf ein gefährliches Unternehmen ein, um der westlichen Welt zu zeigen, welches Unrecht in der DDR geschieht. Dabei lernen die Freunde, vor allem Felix, die neu gegründete Behörde der Staatssicherheit kennen, deren lange Arme auch bis nach West Berlin reichen.
Anschaulich schildert die Autorin Katharina Fuchs den Gegensatz von Zerstörung und Neuaufbau in den Städten. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die sich als erstes in den vollen Auslagen der Schaufenster widerspiegelt. Vorbei ist es mit dem Hunger und der Improvisation. Der Roman ist ein Wiedersehen mit den Protagonisten des letzten Teils, dennoch ist der Übergang zur jungen Generation wunderbar gelungen. Die Kapitel wechseln zwischen den jeweiligen Charakteren. Es fiel mir leicht mich in die Geschichte einzufinden. Durch die fabelhafte Beschreibung der Begebenheiten, hatte ich sogleich ein Bild der Szene vor Augen. Auf den ca. 400 Seiten verbirgt sich eine Mischung aus Aufbruch und Vergangenheitsbewältigung. Die Figuren sind keineswegs glattgebügelt, sondern haben ihre Narben, mit denen sie versuchen Frieden zu schließen.
Es ist eine Stück Zeitgeschichte, die der unterhaltsam geschriebene Roman seinen Lesern auf sehr bildhafte Weise näher bringt.