Rezension

Ein lesenswertes Buch

Wem Ehre gebührt - Rainer Kottke

Wem Ehre gebührt
von Rainer Kottke

Bewertet mit 5 Sternen

Vom Tortenwurf zum Mord - ostfriesische Mentalität?

"Wem Ehre gebührt" ist der 2. Krimi von Rainer Kottke - ich kannte den 1.Band nicht, habe aber sehr schnell und ohne Probleme die Personen kennen (und lieben-) gelernt.

Jo Buskohl ist eigentlich Musiker einer Band, hat sich aber vor kurzem als Detektiv selbstständig gemacht. Sein Hauptauftraggeber
ist das Leeraner Modehaus Göttberg, dessen Inhaber auch gleichzeitig der Vater von Jos Freundin Constanze ist.
Aber nun hat Jo einen Auftrag "an Land gezogen", der nicht mit dem Göttberg in Zusammenhang steht: ein ehrenwerter Leeraner Bürger hat festgestellt, dass verfängliche und pikante Fotos seiner kürzlich verstorbenen Tochter im Intenet kursieren. Sein Verdacht fällt auf seinen Schwiegersohn, der in Frankreich an der Opalküste lebt. Also kombinieren Jo und Constanze einen Wochenendtrip mit Ermittlungsarbeit.
Zeitgleich fliegen im Göttberg anlässlich einer Lesung die Tortenstücke: der frühere Deutschlehrer des Gymnasiums hat einen Roman geschrieben, der auf dem Weg auf die Bestsellerlisten und zur Hollywood-Verfilmung ist. Diese Lesung findet durch den gut gezielten Wurf der Sahneteilchen (immerhin in der Konditorei vom Göttberg gekauft!) ein jähes Ende... Und der Inhaber ist natürlich empört, dass "sein" Detektiv gerade abwesend ist...
So, aber mehr wird von der weiteren Handlung hier nicht verraten...
Mit Hilfe von Constanze und den Mitgliedern seiner Band gelingt es Jo natürlich, die verschiedenen losen Enden zu einem soliden Handlungsstrang zusammenzufassen - bis hin zum überraschenden Ende. Wenn Jo nicht weiter weiß oder ihn die Selbstzweifel packen - auf sein "Team" ist in jedem Fall Verlass, denn Jo ist ein Mensch mit "Ecken und Kanten", kein mit dem "Mainstream" schwimmender Detektiv...
Rainer Kottke schafft es, uns Leser*innen mit Spannung und einer Prise Humor (manchmal ein kleines Augenzwinkern) durch den Sumpf einer Kleinstadt ("Leer ist überall") mit allen Eifersüchteleien, Intrigen, Animositäten, Konkurrenzkämpfen, Neid und Missgunst zu lotsen - bis hin zu dem oben erwähnten Mord. Aber Jo kann ein positives Netzwerk als Bollwerk dagegen setzen...
Dem Autor ist es gelungen, den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten und er beschreibt die Personen so lebendig, dass man das Gefühl hat, sie gestern gerade getroffen zu haben...
Ich hoffe sehr auf einen neuen Fall für Jo (den 1. Band werde ich mir sicher besorgen), aber für dieses Buch spreche ich jetzt schon einmal eine klare Leseempfehlung aus - vielleicht warten wir ja demnächst gemeinsam auf ein neues Werk von Rainer Kottke!