Rezension

Ein letzter, leiser Sommer

Kostbare Tage
von Kent Haruf

Bewertet mit 4 Sternen

Auch dieser Roman vom Autor Kent Haruf spielt in der fiktiven Kleinstadt Holt. Alle Romane des Autors spielen dort, so dass sich die einzelnen Geschichten lose berühren, auch in diesem Buch wird man alte Bekannte wiederfinden, wenn man die weiteren Bücher des Autors kennt.
Die Story um Dad Lewis ist nicht von viel Spannung oder überraschenden Wendungen geprägt - eher plätschert sie bedächtig und ruhig vor sich hin, nimmt den/die Leser/in mit auf eine bedächtige und melancholische Reise. Die Handlung umfasst jedoch nicht nur das langsame Ableben des Familienvaters Dad Lewis, sondern wirft auch einen  Blick auf die Leben anderer Bewohner/innen der Stadt. Zentraler Punkt ist jedoch Dads Leben, das er im Sterbebett mehr oder minder reflektiert und mit Vergangenem hadert.
Der Autor schafft es das alltägliche Leben sehr klar und treffsicher darzustellen, nichts wirkt übertrieben oder maßlos, eher im Gegenteil. Die Sprache ist sehr ruhig und gesetzt. Die Beschreibungen sind beinah schon minimalistisch, dafür umso pointierter.
Die Charaktere wirken sehr realistisch und authentisch, das gesamte Setting ist sehr lebensnah. Die Handlung springt teilweise zwischen den Charakteren hin und her, es gibt nicht immer fließend Übergänge - mich hat das beim Lesen jedoch nicht gestört.
Eine weitere Besonderheit ist der Verzicht auf "Gänsefüßchen" in der wörtlichen Rede, was meinen Lesefluss zumindest auf den ersten Seiten ein wenig eingeschränkt hat. Ich konnte mich jedoch schnell daran gewöhnen und habe diesen Umstand nicht als zu störend wahrgenommen.
"Kostbare Tage" war für mich im Gesamten eine sehr emotionale und melancholische Begleitung eines Sterbenden und dessen Familie und Begleiter. Die Handlung war leise und gerade dadurch sehr lebendig.