Rezension

Ein liebenswert schnoddriger Icherzähler - und sehr viel Pulverdampf

Der gekaufte Tod -

Der gekaufte Tod
von Stephen Mack Jones

Bewertet mit 5 Sternen

August Octavio Snow hatte vor Gericht gegen korrupte Polizisten und Staatsdiener ausgesagt, damit den damaligen Bürgermeister Detroits  zu Fall gebracht und gilt deshalb unter seinen Ex-Kollegen als Verräter. Die 12 Millionen Dollar, die er als Entschädigung für den Verlust seines Jobs und seines Rufs erhalten hat, sind offenbar zu viel, um sie auszugeben. Nachdem August sein Elternhaus renoviert und in einem Abwasch weitere Häuser in seinem Kiez gekauft und aufgemöbelt hat, bleibt ihm  immer noch ein obszön hoher Geldbetrag. Die Umbrüche in Augusts Viertel zeigen beispielhaft den wirtschaftlichen Niedergang einer Stadt, in der nun Immobilienspekulation lohnt und die arbeitende Bevölkerung sich bald die Mieten nicht mehr leisten kann. Der Niedergang eines dekadenten Systems lässt seine Profiteure offenbar umso schneller aufsteigen.

Als Sohn eines schwarzen Cops und einer Mexikanerin pflegt August Kontakte zu beiden Kulturen. In seinem Stadtteil und seiner Kirchengemeinde verwurzelt und  bestens vernetzt, scheint er ein Mann zu sein, mit dem die Polizeibürokratie es sich besser nicht verscherzt hätte. Als erfahrener Polizist und Ex-Marine, der Jahre in den Kriegen ferner Wüstenstaaten verbrachte, sind Augusts Cop-Instinkte noch immer intakt. Ein Termin mit Eleanor Paget, der alternden Erbin eines kleinen Banken-Imperiums, bringt alte Bündnisse wieder auf den Tisch. Pagets Butler war mit Augusts Eltern befreundet, er hatte in Augusts Abwesenheit dessen Haus im Blick behalten, und weitere Menschen fühlen sich August zu einem Gefallen verpflichtet. Als Eleanor kurz darauf tot aufgefunden wird, sticht August mit seinen Ermittlungen in ein Wespennest. Mit einer FBI-Agentin direkt auf seinen Fersen aktiviert August einen seiner wichtigsten Kontakte, den begnadeten Hacker Skittles, der seinen Spitznamen seiner Lieblings-Süßigkeit verdankt. Pagets ehemals angesehene Bank ist laut Skittles  zur Potemkinschen Fassade für Schwarzgeld verkommen und diejenigen, die diese Goldgrube in Gefahr sehen, werden ihre Pfründe nur über Leichen herausrücken. August kämpft nun heldenhaft gegen Auftragskiller und für Viv Paget, die Tochter und Erbin der Bank, ganz nebenbei gibt er den Mentor für einen jungen Arbeitslosen und seinen direkten Nachbarn, der weder Papiere noch Geld hat.

August gibt den impulsiven, einsamen Wolf, den Frauen aller Altersgruppen lieben. Einerseits trauert er noch immer einer zarten Liebe in Norwegen nach und besucht regelmäßig das Grab seiner Eltern, nietet fiese Killertypen jedoch in einem Tempo um, dass man als Leser auf dem Notizblock kaum mit dem Abstreichen der Toten nachkommt. Der vom Schicksal gebeutelte, märchenhaft wohltätige Ex-Cop und rührende Nachbar, die herzensgute schwarze Hausangestellte, die die Kinder ihrer Arbeitgeber wie ihre eigenen liebt, sind natürlich Klischees, wie sie nicht fetter sein können. Doch wenn der Pulverdampf um August Snow herum sich verzogen hat, bleibt ein kluger Mann zurück, den ich als schnoddrigen Icherzähler von der ersten Seite an mochte.

 

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Die Serie

  • 1. Der gekaufte Tod
  • 2. Lives Laid Away (2019)
  • 3. Dead of Winter (2021)