Rezension

Ein Liebesroman mit nur wenig echten Gefühlen

Das Lächeln der Frauen - Nicolas Barreau

Das Lächeln der Frauen
von Nicolas Barreau

Das mag jetzt vielleicht merkwürdig klingen, aber bereits als ich den ersten Satz las, ahnte ich, dass dieser Roman für mich eine ganz besondere Bedeutung haben würde. Ich glaube nicht an Zufälle.
- Das Lächeln der Frauen, S. 122

Nachdem sie vor Kurzem erst ihren Vater verloren hat, wird Aurélie unerwartet auch noch von ihrem Freund für eine andere verlassen. Sie ist am Boden zerstört und nutzt den freien Tag, den sie nicht in ihrem Restaurant verbringen muss, um durch Paris zu streifen und der Verzweiflung zu entrinnen. Eine Flucht vor einem Polizisten, der sich als ihr Lebensretter auserkoren fühlt, führt Aurélie schließlich in einen kleinen Buchladen, wo sie auf ein Buch stößt, das sie nicht mehr loslassen soll. Denn die Liebesgeschichte, die der Autor Robert Miller da beschreibt, spielt sich in ihrem Restaurant ab und die Frau, die er beschreibt, scheint eindeutig sie zu sein. Aurélie nimmt das Buch mit nachhause und liest es in einer Nacht durch - am nächsten Tag hat sie ihren Lebensmut wiedergefunden und möchte dem Autor dafür danken. Aber auch erfahren, was es mit dieser Geschichte auf sich hat. Dafür kontaktiert sie den Verlag des britischen Autors, über den sie im Internet nichts herausfinden konnte, und gerät an den Lektor des Buches, André, der ihr erklärt, dass Mister Miller leider sehr menschenscheu ist. Doch Aurélie gibt nicht so leicht auf und bringt den Lektor, der ebenfalls von der Dame mit dem Lächeln eingenommen ist, ganz schön ins Schwitzen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Aurélies und Andrés Sicht erzählt, der eine große Rolle in Aurélies Suche nach Robert Miller spielen wird und vor allem eine, die sich unsere Protagonistin vermutlich nicht einmal vorstellen konnte. Die unterschiedlichen Sichtweisen helfen dem Leser, seine Intentionen besser zu verstehen, haben ihn mir aber nicht wirklich sympathisch werden lassen, denn in seinem Plan, Aurélie von Robert Miller fernzuhalten und sich aber gleichzeitig als großherziger Vermittler aufzuspielen, um ihr Herz selbst zu erobern, wirkt er ziemlich gewissenlos und auch irgendwie plump in seinem Vorgehen. Aurélie dagegen ist sehr naiv und dann wieder richtig unausstehlich, wenn sie ihren Willen nicht bekommt, da sie sich scheinbar nicht vorstellen kann, dass ein Schriftsteller besseres zu tun haben könnte, als gerade ihren Brief zu beantworten.

Barreau hat einen angenehmen, flüssigen Schreibstil, der sich nahtlos in seine zauberhaften Beschreibungen und die geschaffene Atmosphäre des Romans einfügt und auch der Hauptgrund war, wieso ich das Buch nach hundert Seiten nicht einfach beiseite gelegt habe. Die Suche nach dem menschenscheuen Autor entwickelt sich schnell zu einer Liebesgeschichte, die man so vielleicht nicht erwartet hätte, doch von den ganz großen Gefühlen, die der Pressetext auf dem Cover versprochen hat, kam leider nicht viel rüber. Für mich war das Buch weder sonderlich witzig noch romantisch. Lediglich die Liebe zu Paris konnte Barreau sehr gut rüberbringen, die auf fast jeder Seite greifbar war. Hier erging der Autor sich in vielen, detaillreichen und zauberhaften Beschreibungen der Stadt der Liebe, die zum Träumen einluden - viel mehr als die Liebesgeschichte, die sich mit einem Mal viel zu schnell entwickelt.

Für zwischendurch ist Das Lächeln der Frauen sicherlich ein ganz nettes Buch, vor allem wenn man Paris liebt und sich gern durch die Beschreibungen des Autors in die Stadt entführen lässt, doch für einen guten, mitreißenden Liebesroman habe ich leider tiefergehende Gefühle vermisst.