Rezension

Ein literarisch wertvoller Psycho-Irrgarten!

Die Rache ist mein -

Die Rache ist mein
von Marie Ndiaye

Bewertet mit 4 Sternen

Marie NDiaye reißt mit diesem heiß diskutierten und hochgelobten Roman in Frankreich viele Themen von nationaler Bedeutung an.

Zunächst einmal spielt ihr neuer Roman ‚ Die Rache ist mein‘ in Bordeaux, eine Stadt die in einer verschütteten Vergangenheit ein Zentrum des Sklavenhandels war und nun das Zuhause einer gut situierte Mittel und Obersicht ist. Da spricht schon der Titel Bände, oder? Marie NDiaye legt gerne den Finger in die Wunde und referiert in einem Nebenstrang zum Thema, indem die Protagonistin eine aus Mauritius stammende Haushaltshilfe ohne Papiere einstellt. Einer der einzigen moralisch gesetzten Handlungen der Maîre Susane ihres Zeichens Anwältin, die sich aus der Arbeiterklasse emporarbeitet. Auch das ein Sujet des Romans, dass in Frankreich oft literarisch aufgearbeitet wird: die Herrschaftsverhältnisse klar benennen, die Abgrenzung zueinander und vor allem hier die Reibung derer die den sozialen Aufstieg schafften und sich ständig selbst in Frage stellen.

Liest man den Klappentext bekommt man eher die Kernbotschaft des Handlungsstranges, denn Maîre Susane wird von einem ihr bekannt vorkommenden Mann aufgesucht und gebeten seine Frau zu verteidigen, die ihre gemeinsamen drei Kinder umbrachte. Hier wird es dann literarisch interessant, denn dieser Roman ist auch ein Diskurs der Moral und der Umgang mit Trauer. Außerdem wühlt dieser Fall in Maîre Susane eigener Vergangenheit. Es gibt diese Andeutung, dass dieser Mann, Principaux und sie sich bereits begegneten als sie 10 Jahre alt war und das zu einer Verdrängung ihrerseits führte.

Vielschichtig geschrieben und immer mit dem verwirrenden Gefühl bei Leserschaft, dass hier entweder nur Gedanken verfolgt werden, wirr und ohne Gewissheit. Es gibt einfach keinen Erzähler dem vertraut werden kann. Hier liegt beständig Irritation in der Luft.

Neben diesem komplexen Plot sind sprachlich einzelne feine Nuancierungen gesetzt, wie an einigen Stellen das immer und immer wieder genutzte ABER als Relativierung zu dieser grausamen Tat, wenn die Mutter zu Wort kommt. Marie NDiaye schreibt insgesamt überzeugend und zog mich zumindest in der ersten Hälfte des Romans komplett in seinen Bann, danach nahm die lesende Verwirrung zu, nichtdestotrotz super gut geschrieben.

Fazit: Es bleibt immer diese eine Frage beim Lesen im Hinterkopf: „Ist es so?“ Wer das aushält, sollte diesen Roman lesen.