Rezension

ein lohnender Blick über den Tellerrand unserer „Westwelt“

Jenseits der Westwelt - Wolf-Ulrich Cropp

Jenseits der Westwelt
von Wolf-Ulrich Cropp

Bewertet mit 5 Sternen

ein lohnender Blick über den Tellerrand unserer „Westwelt“

Vor längerer Zeit habe ich zum ersten Mal ein Buch von Wolf-Ulrich Cropp in Händen gehalten und war davon sehr begeistert. Es handelte sich um das Reiseabenteuer „Im Schatten des Löwen“. 

Ich war schon damals vom Schreibstil und den einfühlsam beschriebenen Erlebnissen begeistert und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Wolf-Ulrich Cropp hat in seinem neu erschienenen Buch viele Kurzgeschichten von den Erlebnissen einer Reisen veröffentlicht.

Das Buch ist in einem festen Einband gebunden und die einzelnen Kurzgeschichten werden mit ansprechenden Fotos untermalt. Ich hätte mir ein Leseband gewünscht, da ich die Geschichten nicht alle hintereinander weg gelesen habe. So hätte ich schneller an die letzte Stelle gefunden oder den ein oder anderen „Schlüsselsatz“ schneller wiedergefunden. Das ist aber auch schon die einzige „Kritik“ zu dem Buch.

Ich wurde auch von diesem Buch nicht enttäuscht. Wolf-Ulrich Cropp hat es wieder einmal geschafft, mich mit seinen fünfzehn Kurzgeschichten zu berühren. Anders als manch anderer Weltenbummler, versteht es Cropp mit seiner offenen, respektvollen, aufgeschlossenen und sympathischen Art, auf die Menschen zuzugehen und deren Geschichten zu erzählen. Dabei ist ihm sein Gegenüber und dessen Lebensraum wichtiger als manche „Selbstdarstellung“ anderer Autoren. 

Auf diesem Weg kommt er mit vielen interessanten Charakteren in Kontakt, denen „Otto-Normal-Tourist“ wahrscheinlich großräumig aus dem Weg gegangen wäre. In viele Gegenden hätte sich jener wahrscheinlich auch erst gar nicht getraut. Oftmals begibt sich Cropp aber auch durch seine Aufgeschlossenheit in gefährliche Situationen.

So droht er z.B. beim Fischen in Nigeria fast zu ertrinken,  wird in Afghanistan beinahe von einem Taxifahrer und seinen Kumpanen ausgeraubt oder von zwei Freaks an einem thailändischen Strand abgezockt. Trotzdem reist er weiter von Land zu Land und läßt sich nicht abschrecken.

Die Geschichten sprechen aber auch kritisch wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte an. Ich als Leser kam oft ins Grübeln und musste erst einmal innehalten, bevor ich das die nächste Geschichte aufgeschlagen konnte. Wir leben in unserer „Westwelt“ in sicheren, geordneten Verhältnissen und haben oftmals den Blick „Jenseits der Westwelt“ verloren. Hunger, Krieg, Vertreibung, Raubbau, …….. sind allgegenwärtig. Ganze Landstriche, Lebensräume und Ökosysteme werden für den „Fortschritt“ wie beim Staudammbau in Äthiopien vernichtet. Cropp rüttelt mit seinen Geschichten den Leser  wach und sensibilisiert ihn.

So habe ich in diesem Buch vieles neu gelernt oder mir wieder in Erinnerung bringen können. Wer weiß z.B. dass für den Film „The Beach“ die Maya Bay auf der Insel Phi Phi Le, der gesamte Strand für die Dreharbeiten „umgeackert“ wurde? Heute ist er eine touristische Hochburg und das ökologische Gleichgewicht ist durch den Massentourismus gefährdet.

Die ein oder andere im Buch zu findenden „Lebensweisheiten“ tun ihr übriges. Eine dieser einprägsamen Sätze hat mich besondern angesprochen: „Warum alles gleich machen, warum alles unserem Stempel aufdrücken? Ist die Welt nicht gerade in ihrer Andersartigkeit schön?“

Normalerweise lese ich Bücher zügig und schnell durch. Dies konnte ich bei diesem Buch nicht machen. Die einzelnen Geschichten haben mich angesprochen und zum Nachdenken gebracht. Ich konnte mich nicht sofort auf eine neue Geschichte einlassen und musste erst einmal die gelesenen Worte verarbeiten. Ich mag das Buch und kann es jedem empfehlen, der über den Rand der „Westwelt“ hinaus sehen möchte. Hier finden sich Geschichten, die man nicht so im Fernsehen, YouTube oder mit einer App auf seinem Handy finden würde. Mehr möchte ich vom Inhalt nicht verraten! Lassen sie sich auf das Buch ein und machen sich auf die Reise mit einem Weltenbummler par excellence.