Rezension

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Ein Märchen mit einem nicht so märchenhaften Thema

Vogelherz - Catherine Catmull

Vogelherz
von Catherine Catmull

Bewertet mit 4 Sternen

Da es bereits schon zahlreiche Rezensionen zu diesem Buch gibt, werde ich nun nicht noch ein weiteres Mal den Inhalt wiedergeben, sondern direkt zu meiner Bewertung kommen:

Dieser Jugendroman ist eine wirkich ganz und gar zauberhafte Variante eines modernen Märchens, wobei es sich in diesem Fall leider um ein böses Märchen handelt.

Zwar empfand ich die Sprache (traumhaft, zart und phantastisch) für Kinder und jüngere Jugendliche als evtl. ein bisschen zu schwer bzw. die Vergleiche und Metaphern als zu tiefgründig, doch behandelt dieses Märchen meines Erachtens die Zeit der Trennung und Scheidung der eigenen Eltern!! Und diese Zeit ist vor allem in jungen Jahren äußerst prägend und intensiv!

Die Schwestern Summer und Bird wachen eines Morgens auf und finden das Haus, in dem sie zusammen mit ihren Eltern leben, leer und kalt vor. Es ist unglaublich, wie verwoben alle Handlungsstränge und Bilder mit dem eigentlichen Thema Scheidung sind und wir vorsichtig und behutsam die Autorin diese hervorbringt. Sie begeben sich auf die Suche nach ihren "verschwundenen" Eltern, die sich komplett in sich selbst und ihre Probleme zurückgezogen haben. Die Mutter, die früher einen Traum, geradezu eine Bestimmung hatte, und diese für die Liebe zu ihrem Mann, dem Vater der Kinder aufgab. Der Vater, der sich stets die Schuld gibt und seine damalige Entscheidung in Frage stellt, ja sie geradezu bereut. Und das unbändige Verlangen der großen Schwester, alles wieder zu kitten. Bird, die kleine Schwester hingegen erlebt durch diese Trennung ein Gefühl von Macht und will sich von ihrer großen Schwester abkapseln. Sie verachtet den Vater, der der Mutter scheinbar ihren Lebenstraum nahm, und ihre Schwester, die immer als die reife und kluge gilt!

Wichtig anzumerken: Dieses Buch hat kein Happy End!
Die Familie einigt sich auf getrennte Wohungen, somit auch eine Trennung der Schwestern, doch auch gegenseitige Besuche der Kinder!

Für wen ist dieses Märchen geeignet?
Ich denke, man kann es sehr gut Scheidungskindern an die Hand geben, die sich mit diesem Thema in einer geradezu literarischen Art und Weise auseinandersetzen wollen, die merken, dass es im Leben nicht immer ein Happy End gibt, und die erkennen, dass das nunmal der Lauf der Dinge sein kann. 

Dieses Buch ist einfühlsam, äußerst empathisch und wundervoll zart! Manchmal braucht man einfach ein Märchen bzw. eine Märchenwelt, in die man fliehen kann, die aber dennoch nicht dazu verleitet, alles schönzureden oder zu verdrängen!

Mein absolutes Lieblingsbuch dieses Jahr!