Rezension

Ein Märchenschloss im Loiretal – das Schloss der süßen Träume

Wo die Hoffnung blüht - Kristy Cambron

Wo die Hoffnung blüht
von Kristy Cambron

Ein Märchenschloss im Loiretal – das Schloss der süßen Träume

„Ein Foto und eine Brosche. Eine Frau mit einer lavendelfarbenen Strickweste, deren geheimnisvolle Vergangenheit nicht im Dunkel einer Alzheimerkrankheit versinken sollte.“

Ellison „Ellie“ Carver wuchs nach dem frühen Unfalltod ihrer Eltern bei ihrer über alles geliebten Großmutter „Lady Viola“ auf. Die junge Frau aus Marquette in Nord-Michigan entdeckt bei einem Besuch im Pflegeheim ein Bild, das sie nie zuvor gesehen hatte. Auf einer vergilbten Fotografie, die im Juni 1944 aufgenommen wurde, erkennt man ein verliebtes Paar auf einer alten Steinmauer inmitten eines sonnenbeschienenen Weinbergs – die Erinnerung an einen denkwürdigen Abend und eine unvergesslich große Liebe. Doch der Mann neben der lächelnden jungen Viola ist nicht Ellies Großvater. Ellie bricht kurzerhand nach Frankreich auf, um Violas Geschichte zu erforschen. Obgleich die Gegend um das Ziel ihrer Reise vehement abgeriegelt ist, lässt die hartnäckige junge Frau sich nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Dabei kommt ihr ein attraktiver Mann mit irischem Akzent gehörig in die Quere.

Im Jahre 1789 bricht die junge Adelige Aveline Saint-Moreau aus Paris auf, um einen Herzog aus dem Loiretal zu heiraten. Doch am Abend des großen Verlobungsballes wird das Schloss ihres Verlobten im Zuge einer Revolte in Brand gesteckt. Die künftige Herzogin verschwindet während des verheerenden Feuers spurlos.

In der Zeit von 1941 bis 1944 arbeitet die junge Engländerin Viola Hart für die SOE – die Organisation für Spezialoperationen Seiner Majestät. Sie möchte mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dazu beitragen, dass dieser furchtbare Krieg endlich ein Ende findet. Nach einem verheerenden Luftangriff versteckt sie sich in einer Winzerhütte in einem Weinberg im Loiretal, wo sie dem Résistance-Kämpfer Julien begegnet.

Kristy Cambron erzählt in diesem faszinierenden Roman von einem märchenhaften Schloss und den Menschen, für die das Anwesen eine wichtige Bedeutung erlangte. Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen und thematisiert die Ereignisse im Jahr 1789 mit Aveline Saint-Moreau als Protagonistin während der Französischen Revolution, weiters die Geschicke der Viola Hart unter der Herrschaft der Nazis in den Jahren 1941 bis 1944, sowie die Gegenwart mit Violas Enkelin Ellie Carver in der Hauptrolle. Alle drei Handlungsstränge führen im Verlauf des Buches zueinander, die Einzelheiten und Hintergründe werden dem Leser jedoch erst nach und nach offenbart. Ich wünschte mir bei jedem Perspektivenwechsel, noch etwas länger am jeweiligen Schauplatz verweilen zu dürfen und mehr über die handelnden Figuren in Erfahrung zu bringen. Da viele Passagen mit einem Cliffhanger enden, fiel es mir stets schwer, mich davon zu lösen.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin, die bildhaften Beschreibungen der wunderschönen Landschaft und die in die Handlung eingebrachten Emotionen trugen dazu bei, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand zu legen vermochte. Durch die Neugier auf die Hintergründe dieses Schlosses, das von der Bevölkerung des Loiretales „Das Château des Doux-Rêves“ genannt wurde, wird ein gewisser Spannungsfaktor erzeugt, der bis zuletzt aufrechterhalten wird. Die großen Themen dieses Romans sind Liebe, Vertrauen und der Mut, das Richtige zu tun.

„Auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht – es gibt eine Sprache, die jeder versteht. Wenn es nicht so kitschig klingen würde, könnte man es die Sprache der Liebe nennen.“

„Manchmal müssen wir uns zwischen dem einfacheren Weg und dem, was wir als richtig erkannt haben, entscheiden.“

Den jeweiligen Protagonisten der verschiedenen Handlungsstränge Aveline Saint-Moreau, Viola und Ellie Carver, ist ein starker Charakter und der rückhaltlose Einsatz für ihre Überzeugungen gemein. Alle drei Frauen folgen dem Ruf ihres Herzens, setzen sich über herrschende Konventionen und Widerstände hinweg und stehen mutig für ihre Überzeugungen ein. Die Charakterzeichnung der Figuren ist der Autorin sowohl bei ihren Protagonisten, als auch bei den Nebenfiguren vortrefflich gelungen. Robert, dem Kellermeister des Duc de Vivay sowie Quinns Großvater Titus galt hierbei meine größte Sympathie. Während Robert durch seinen edlen Charakter und das Festhalten an seinen leidenschaftlichen Überzeugungen punktet, beeindruckte mich der beinahe blinde alte Titus durch seine resolute Art und Sturheit, die mich an einigen Stellen zum Schmunzeln brachte.

Fazit: „Wo die Hoffnung blüht“ vereint die Schicksale von drei mutigen Frauen zu einem wunderschönen Roman, der tragische Ereignisse, große Gefühle und Spannung miteinander vereint und mir ein beeindruckendes Leseerlebnis bescherte. Es ist mir äußerst schwergefallen, mich nach der letzten Seite dieser Geschichte von den Figuren der Handlung zu verabschieden… zu gerne hätte ich noch eine Weile in den malerischen Weinbergen des Loiretales verweilt.

„Die Landschaft war so, wie sie es sich erträumt hatte: unzählige Hügel bildeten eine sanft geschwungene Linie am Horizont und boten einen Reichtum an saftigen Grüntönen und leuchtendem Herbstgold. Die Sonne spähte über die höchste Erhebung; sie warf wie ein stummer Beschützer ihre Strahlen über die Landschaft. Und ringsumher waren Weinstöcke, so weit das Auge reichte.“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen!