Rezension

Ein Mann im Kaleidoskop

Nach Mattias
von Peter Zantingh

Bewertet mit 4 Sternen

Der holländische Autor Peter Zantingh wirft einen kaleidoskopischen Blick auf den Tod eines Mannes. Wie das Bild in dem Kinderspielzeug in unzählige Splitter zerfällt bzw. sich erst aus den einzelnen Bestandteilen ein Muster ergibt, so bilden in diesem Buch die Einblicke in die Leben verschiedener Menschen eine Charakterisierung von Mattias, dem Verstorbenen. Die Menschen sind dabei bunt durcheinander gewürfelt und standen zu Mattias in enger oder auch nur ganz entfernter Beziehung. Mal hat der Verlust eine gravierende Bedeutung für die noch Lebenden, mal nur eine geringe. 

Zantingh stellt in jedem Kapitel jeweils einen Menschen vor bzw. begleitet ihn/sie ein Stück in seinem/ihrem Leben nach Mattias. Dabei lernt der Leser in erster Linie die vorgestellte Person kennen. Die Beziehung zu Mattias ist dabei nicht immer sofort erkennbar, bleibt teilweise sogar bewusst offen oder wird nur angedeutet. Das fordert den Leser heraus, lässt ihn aufmerksam sein und bildet einen den Roman übergreifenden Spannungsbogen. Auch, weil erst zum Schluss des Romans klar wird, was mit Mattias geschehen ist. 

Von der Idee her erinnert 'Nach Mattias' an ein anderes Buch aus dem Diogenes Programm vom vergangenen Jahr - 'Der Sprung' von Simone Lappert (2019). Auch da wurde vorgeführt, wie die Schicksale vieler von einem einzelnen Ereignis, bzw. einer einzelnen Person beeinflusst werden können. Was die beiden Bücher unterscheidet, ist vor allem die Grundstimmung, die aufgrund der Ausgangssituation in 'Nach Mattias' dunkler, trauriger, persönlicher ist. Außerdem ist es erklärtes Ziel von Zantingh, durch die verschiedenen Blickwinkel auf Mattias durch die Augen der Hinterbliebenen, ein Bild des Verstorbenen zu zeichnen. Auch darum ging es in 'Der Sprung' nicht. 

'Nach Mattias' ist somit ein klug konstruierter Roman, der vieles nur indirekt erzählt und damit den Leser zum Nachdenken anregt. Durch das Analysieren der unterschiedlichen Beziehungen zeichnet Zantingh ein vielseitiges Bild von menschlichem Miteinander und auch von den Dämonen, mit denen jeder Einzelne ganz alleine zu kämpfen hat. Sehr gelungen, vor allem, wenn man sich Zeit nimmt, es wirken zu lassen.