Rezension

Ein Mathematiker hat nie frei

Pi mal Daumen -

Pi mal Daumen
von Alina Bronsky

Bewertet mit 4 Sternen

In einer Vorlesung trifft der hochbegabte, sechzehnjährige  Oscar auf Moni Kosinsky, die nicht nur durch knalligen Lippenstift, hohe Absätze und ihr Alter aus einer anderen Welt als der junge Adlige zu kommen scheint. Moni wird für eine Putzfrau gehalten, erfüllt sich aber mit Verstand und Beharrlichkeit  den Traum von einem Mathe-Studium. Bald findet der weltfremde Oscar eine warmherzige Freundin. Die Geschichte dieser beiden Außenseiter wird zu einem leichtfüßigen, tragikomischen Roman über eine schillernde Heldin und eine ungewöhnliche Freundschaft.
Das pastellfarbene Cover zeigt das Profil einer alterslosen Frau, die gerade einen Kirschkern ausspuckt. Es ist die Abbildung von Moni, dargestellt aus der Sicht Oscars, welcher als Ich-Erzähler die Geschichte der ungewöhnlichen Freundschaft wiedergibt. Am Anfang und Ende des Buches befindet sich ein ungewöhnlicher Stammbaum, der Monis Familienverhältnisse aufzeichnet. Oscar trägt autistische Züge und der Schreibstil wirkt durch seine Direktheit kühl, an vielen Stellen dadurch aber auch humorvoll, auf jeden Fall einfach und verständlich. Das Buch legt den Alltag, die Probleme und Unzulänglichkeiten, aber auch die gegenseitige Hilfe dar, die die beiden Außenseiter einander leisten.
Im ersten Drittel wirkt die Geschichte etwas langatmig; die Handlung kommt fast nicht voran. Im Gegensatz dazu gibt es im letzten Drittel Zeitsprünge und das Ende tritt beinahe abrupt ein. Das Buch gehandelt auf leichte Art soziale Unterschiede, Vorurteile, führt über schmerzhafte Spuren auch in die Vergangenheit der Protagonisten. Die Charaktere sind sehr klar gezeichnet, sowohl Oscars als auch Monis Familie kann man sich lebhaft vorstellen. Dennoch muss gesagt werden, dass die Figuren sehr überzogen dargestellt sind. Die Klischees, die bedient werden, sind sogar bis zur Schmerzgrenze ausgereizt. Auch Oscar und Moni stehen als lebendige Personen vor uns auf, dass es solche extremen Typen allerdings tatsächlich geben soll, wirkt aber tatsächlich weniger glaubhaft. Zumindest nicht, wenn man sich die enge Verbindung der beiden und die Veränderung der beiden unterschiedlichen Charaktere vor Augen hält, die einfach zu rasch vor sich geht und daher einfach unrealistisch wird.
Insgesamt ist aber doch eine unterhaltsame Geschichte entstanden, die den einen oder anderen Leser zum Nachdenken anregen kann – nicht nur über das Thema Mathematik.