Rezension

Ein Meisterwerk

Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär - Walter Moers

Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär
von Walter Moers

Bewertet mit 5 Sternen

Käpt’n Blaubär – ein Stück Kindheit, an das ich mich gerne zurück erinnere. Umso beschämender ist es für mich, dass ich dieses Buch erst jetzt gelesen habe. Nun, wo ich es gelesen habe, mag ich es am liebsten gar nicht mehr missen, denn die Geschichte ist einfach nur großartig.

Auch wenn das Buch mit seinen siebenhundert Seiten ein recht dicker Schinken ist, wird es nie langweilig. Problematisch ist dabei jedoch, dass man so viele neue Eindrücke und Figuren kennen lernt, sodass man sich diese im Laufe der Geschichte nicht mehr alle merken kann. Stellenweise musste ich beim achten Kapitel bereits überlegen, was im ersten Kapitel geschehen ist. Dies ist allerdings alles andere als schlecht, denn dies bedeutet nur, dass sich Walter Moers große Mühe gegeben hat und Wiederholungen konsequent vermieden hat, was der Geschichte sehr entgegen kommt.

Käpt’n Blaubär ist mit Sicherheit kein einfacher Zeitgenosse. Er neigt zu Übertreibungen, stellt sich selbst gerne in den Mittelpunkt und hat natürlich alles erdenkliche auf der Welt gesehen und erlebt, was ihn geprägt hat. So stur und schwierig er manchmal auch sein kann: Er ist ein toller Bär, den man am liebsten gar nicht mehr loslassen möchte. Seine Eindrücke werden unglaublich gut geschildert. Tiere, Orte und andere Wesen, die ihm in Zamonien begegnen, werden sehr detailiert beschrieben.

Interessant sind auch die vielen Artikel aus dem “Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung” von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller. Zwar sind diese zum Großteil unfassbar trocken und manchmal auch schnell wieder vergessen, aber dennoch wollte ich die Artikel nicht missen. Auch sonst spielt Prof. Dr. Abdul Nachtigaller eine große Rolle im Leben von Käpt’n Blaubär. Er war sein Lehrer, der ihm quasi alles beigebracht hat, bis er ihn in die Welt entlassen hat. Seitdem schlägt sich der Blaubär mehr oder weniger alleine durchs Leben.
Aber nicht nur den Blaubären schließt man schnell in sein Herz, sondern auch die vielen Begleiter, Freunde und Feinde, die der Bär im Laufe der Geschichte trifft. Da gibt es die Zwergpiraten, die ihn als Kind aufnehmen, die Wellen, die ihm das Sprechen beibringen, Qwert, der mit ihm auf die Nachtschule ging und ihm immer wieder mehr oder weniger freiwillig begegnet und viele weitere, die man gar nicht alle aufzählen kann. Trotz vieler Phasen, in denen der Bär alleine ist, ist er dennoch kein einsamer Bär, denn während seiner Reise findet er immer wieder alte und neue Bekannte, die ihn zumindest für eine gewisse Zeit begleiten.

Die Covergestaltung gefällt mir richtig gut. Zwar ist diese recht schlicht, jedoch hätte ein vollgepacktes Cover gar nicht zur Geschichte gepasst. Käpt’n Blaubär wird gut in Szene gesetzt und gibt ein gutes Bild ab. Die Kurzbeschreibung ist dagegen sehr allgemein gefasst, was ich jedoch auch nicht schlimm fand, denn die Geschichte ist so dermaßen umfangreich, sodass eine Kurzbeschreibung niemals alle hätte unterbringen können. Auch die vielen Zeichnungen im Buch sind gut gelungen. Vor allem die Karte von Zamonien am Anfang des Buches mit den jeweiligen Meeren und Inseln ist eine große Hilfe für die Geschichte, sodass man auch als Leser genau mitverfolgen kann, wo sich der Bär gerade befindet.
Die restlichen Zeichnungen im Buch sind ebenfalls gelungen, aber stellenweise zu groß, sodass es manchmal eher wie ein Lückenfüller aussah, als eine wirkliche Erklärung. Aber dennoch sind sämtliche Zeichnungen sehr detailliert und liebevoll gezeichnet, sodass ich mir vieles gut bildlich vorstellen konnte.

Insgesamt hat mir “Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär” extrem gut gefallen. Walter Moers hat mit dem Bären eine Figur geschaffen, die man einfach nur gern haben muss und von der man nicht genug haben kann. Weitere Zamonien Bücher werde ich mit Sicherheit lesen. Unbedingt lesen!