Rezension

Ein Meisterwerk

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell
von George R. R. Martin

 Inhalt:

Als der König Robert Baratheon seinen Freund Eddard Stark auf dessen Burg Winterfell besucht, verändert sich das Leben der Familie Stark von einem Tag auf den anderen. Denn Robert hat eine Bitte, die man einem König nicht ausschlagen darf: Er möchte Eddard zu seiner Rechten Hand machen.
Während Catelyn sich damit abfinden muss, ihren Mann ziehen zu lassen und alleine mit den Söhnen über die Burg zu wachen, belauscht der Zweitjüngste der Familie ein Gespräch zwischen der Königin und deren Bruder Jaime. Nicht nur, dass Bran sieht, wie die beiden eine Liebe frönen, die nicht sein darf, auch klingt ganz eindeutig Verrat aus ihren Worten hervor.
Immer mehr spitzen sich die Ereignisse zu. Immer deutlicher wird, dass die letzte Rechte Hand des Königs vielleicht nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, sondern vermutlich vergiftet wurde. Doch als Eddard dem Rätsel näher kommt, ist er längst auf dem Schloss des Königs und die Familie allein und mit weiteren Sorgen auf Burg Winterfell. Derweil schmieden andere schon Pläne, wie sie an des Königs Thron gelangen können.

 

Aufmachung/Specials:

Sehr wertvoll bei dieser komplexen Geschichte sind zum einen eine sehr detaillierte Karte von Westeros. Wobei der nördliche Teil der Karte im vorderen und der Süden im hinteren Buchdeckel abgebildet wurden.
Weiterhin findet man auf den letzten vierunddreißig Seiten ein Personenverzeichnis sowie eine kurze Erläuterung der verschiedenen Häuser/Einwohner des Landes und deren Geschichte.

Zudem wird auf der ersten Seite des Werkes für die App „Die Welt von Eis und Feuer“ geworben. Was diese App genau bietet, könnt ihr hier nachlesen. Sie ist mit Sicherheit eine sehr nützliche und informative Begleitung für Buch und Serie. Bedauerlicherweise beinhaltet die kostenlose Variante jedoch nur acht Hauptcharaktere des ersten Buchs und eine interaktive Karte von Westeros. Weitere Features können gegen Bezahlung freigeschaltet werden.

 

Wichtigste Charaktere:

Daenerys (genannt Dany) ist ein sehr schüchternes Mädchen, dass durch die Erniedrigungen in ihres Bruders Schatten steht. In ihrer Familie ist es Sitte, dass die Schwester den Bruder heiratet, damit das Blut des Drachenvolkes rein bleibt.
Viserys Plan ist jedoch ist den Thron zurückzugewinnen, nachdem sein Vater, der damalige König gestürzt wurde. Um diese Vision zu verwirklichen verheiratet Visery seine Schwester mit dem großen Anführer der Dothraki. Dieses robuste Volk ist nicht nur furchtlos, sondern auch stark. Visery erhofft sich mittels dieser Hochzeit zu einer ordentlichen Summe und einem Heer zu gelangen, mit dem er die Thronfolge für sich zurückgewinnen kann.

Catelyn Stark ist die Frau von Eddark. Sie lebt mit ihrer Familie auf einer Burg namens Winterfell im kalten Norden.

Bran ist der zweitjüngste Sohn der Familie Stark. Er liebt es zu klettern. Er wird Zeuge eines verräterischen Gesprächs, welches sein Leben und das seiner Familie stark verändern wird.

Jon ist Eddards Bastard. Der Vater hat nie über die wahre Mutter des Sohnes gesprochen. Dennoch liebt er Jon, sehr zum Verdruss von Catelyn, wie seinen eigenen Sohn. Jon ist ein sehr kluger und gutherziger Mensch. Jedoch ist es nicht nur sein Nachname „Schnee“, der ihn als Bastard auszeichnet, auch wird er in vielen Situationen ausgeschlossen und daran erinnert, was er ist: Ein unehelicher Sohn.

Tyrions Bruder Jaime Lennister hat den letzten König getötet, um den Weg des Throns für Robert Baratheon freizumachen. Seine Schwester ist nunmehr mit Robert verheiratet und ihre Kinder sind die rechtmäßigen Erben des Königs. Ganz im Gegensatz zu seiner Familie hat Tyrion, vielleicht durch seinen Kleinwuchs geprägt, eine scharfe Zunge, die sich selbst nicht ernst nimmt und sagt, was sie denkt. Sein Herz sitzt am rechten Fleck, doch provoziert er gerne auch in seinen eigenen Reihen.

Eddard Stark ist der Lord von Winterfell. Er ist ein guter Freund des Königs Robert. Als sein Freund ihn bittet seine rechte Hand zu werden, weiß er, dass er nicht ausschlagen darf.

Arya ist Eddards jüngste Tochter. Sie ist im Gegensatz zu ihrer Schwester den weiblichen Pflichten sehr abgeneigt. Lieber möchte sie mit dem Schwert kämpfen, um Schlamm wühlen und Hosen tragen.

Sansa ist Aryas ältere Schwester. Sie liebt schöne Kleider und das Leben am Hof. Gerne witmet sie sich den Handarbeiten. Sie himmelt den Prinzen Joffrey an, dem sie bereits als dessen Verlobte versprochen wurde.

 

Welt:

Der Autor schafft mit seinem Werk eine sehr komplexe Welt in der die einzelnen Häuser alle Anspruch auf den Thron erheben wollen und keine Intrige, kein Kampf gescheut wird. An jeder Ecke lauert eine Gefahr, die nie unrealistisch wirkt. Machtvoll und imposant ist diese Welt.

Der erste Band spricht eine vorsichtige Andeutung auf Fantasyelemente aus. So wird von den Kreaturen jenseits der Mauer gesprochen. Von weißen Männern, die der Winter mit sich bringt.

Überhaupt wird von dem Winter als große Bedrohung gesprochen, die über dem ganzen Geschehen liegt, in diesem ersten Band aber noch nicht wirklich zum Zuge kommt. Jahre lang herrschte nun schon Sommer und umso länger der Sommer umso länger und härter auch der Winter. Jeder fürchtet sich davor und jeder weiß, dass er sich nicht vor dieser Gefahr schützen kann.

 

Schreibstil:

George R.R. Martins entwirft mit seiner Games of Throne-Saga eine sehr komplexe Welt. Unzählige Charaktere verstricken sich in eine vielschichtige Handlung. Und dennoch gelingt es dem Autor wie keinem zweiten zu fesseln.

Die Kapitel im ersten Band werden aus Sicht von Daenerys, Catelyn, Sansa, Bran, Arya, Jon, Tyrion und Eddard erzählt. Gerade an solch einer Erzählweise sind schon viele Autoren gescheitert. Oft wirkt es mühselig die Rolle als Leser zu tauschen und in eine neue Person und deren Lebenslauf einzutauchen. Nicht so bei Martins Werk. Geschickt verwebt er das Schicksal der Charaktere miteinander. Gekonnt sind seine einzelnen Kapitel aufgebaut. Bilder des Films mögen hier am Auge des Lesers vorbeiziehen, die individuellen Charaktere gehen einem nah. Jedes Kapitel lebt mit einer eigenen Dramatik so auf, dass ab der ersten Seite an stets Spannung gegeben ist. Nicht eine Seite bleibt trist oder farblos.

Menschliche Abgründe, Intrigen und Verrat treiben den Roman voran.

Nicht nur die Handlung, das Agieren und die Geschichte der Charaktere, sondern auch die kernigen Dialoge tragen zur Lesefreude bei. Einerseits warten sie mit weisen Aussagen, andererseits provozierend und auch dramatisch und dann wieder mit einem ganz eigenen Humor auf. Gerade Tyrion weiß hier mit seiner spitzen aber auch ehrlichen Zunge zu überzeugen. Der Zwerg wurde vom Leben allzu oft gebeutelt und hat gelernt, seine Erscheinung selbst auf die Schippe zu nehmen, bevor es andere tun. Nicht jedoch, ohne den anderen auch gleich ein wenig zu beschämen.

Sollte man die Serie zum Buch bereits gesehen haben, so ist das gewiss eine Erleichterung, um das Geschehen schneller aufzunehmen. Auch ist zu bemerken, dass die Umsetzung der Serie sehr nah am Buch bleibt und die Charaktere scheinen eigens für die Schauspieler geschmiedet zu sein. Nur winzige Unterschiede fallen beim Lesen auf. So hat zum Beispiel Prinz Joffrey lange gelockte Haare. Die Handlung spielt sich fast genauso wie die Serie vorm eigenen Auge ab. Nur selten gibt es eine Szene, die neu wirkt.

 

Fazit:

Der erste Band der großen Saga von George R.R. Martin „Das Lied von Eis und Feuer – Die Herren von Winterfell“ weiß durchweg zu überzeugen. Bereits ab der ersten Seite beginnt es rasant mit der Handlung und zahlreichen Charakteren. Jedes der Kapitel ist mit einem Spannungsbogen versehen, Intrigen, Verrat, knackige Dialoge und sehr individuelle Charaktere lassen auf keiner der über 500 Seiten Langeweile aufkommen.

Wenn die Publisher Weekly schreibt: „Spannung, epische Wucht und Ideen dieser Fantasy sind nicht zu schlagen – ein Meisterwerk!“, dann kann ich diese Aussage nur unterschreiben.

 

Buchzitate:

„Kann ein Mann tapfer sein, auch wenn er sich fürchtet?“ - „Das ist der einzige Moment, in dem er tapfer sein kann“, erklärte sein Vater.

„Was der König erträumt“, sagt er, „das baut die Rechte Hand.“

„Vergiss nie, was du bist, denn die Welt wird es ganz sicher nicht vergessen. Mach es zu deiner Stärke, dann kann es niemals deine Schwäche sein. Mach es zu deiner Rüstung und man wird dich nie damit verletzen können.“
(Tyrion der Zwerg)

Die meisten Menschen würden eine schwere Wahrheit eher leugnen, als sich ihr zu stellen.

„Ich hatte noch nie im Leben eine Freund.“ - „Wir sind keine Freunde“, sagte Jon. „Wir sind Brüder.“
(Jon zum „Feigling“ Sam beim Dienst an der Nachtwache)