Rezension

Ein Meisterwerk, was mich immer wieder in seinen Bann gezogen hat

Die Duftnäherin - Caren Benedikt

Die Duftnäherin
von Caren Benedikt

Lünen, 1349. Endlich kann die 16jährige Anna vor ihrem Vater fliehen, welcher viel trinkt und sehr gewalttätig ist. Ihre Mutter ist gestorben, als Anna noch klein war, hat ihr jedoch immer von Bremen erzählt. Also macht sie sich auf den Weg nach Bremen, legt ihrem Vater jedoch eine falsche Fährte, weshalb dieser in die entgegengesetzte Richtung geht, nämlich nach Köln um sie zurückzuholen. Auf ihrer Reise trifft Anna auf den jungen Gawin und nach einem längeren und weniger erfreulichen Aufenthalt in einem Kloster, kommen die beiden bei einer Seifensiederin in Bremen unter. Sie kann endlich wieder näher und entwickelt eine ganz neue Art von Kleidern, duftende Kleider, um die sich die hohen Damen reißen. Ihr Vater Helme stiftet währenddessen in Köln viel Unruhe – die Judenverfolgung beginnt. Anna gefällt ihr Leben in Bremen, aber sie ahnt noch nicht, dass sie ihren Vater wiedersehen wird und dieser will sie endlich umbringen.

Es ist sehr schwierig sich bei der Inhaltsangabe kurzzufassen, da ich natürlich nicht zu viel verraten wollte, aber der Text soll auch neugierig machen. In diesem Buch passiert einfach so viel in verschiedenen Handlungssträngen, dass man gar nicht auf alles eingehen kann. Es ist so abwechslungsreich und gleichzeitig spannend, dass es fast unmöglich war, es aus der Hand zu legen.

Ich weiß wirklich nicht wie Caren Benedikt es macht, so sympathische Protagonistinnen zu schaffen. Ellin aus “Die Kerzenzieherin” war mir sehr ans Herz gewachsen und ich wollte mich nicht mehr von ihr trennen. Mit Anna ging es mir genauso. Die beiden waren am Ende wie Freundinnen für mich, was bei Charakteren ja eigentlich utopisch ist. Das sind schließlich keine realen Personen, trotzdem war ich sehr traurig sie verlassen zu müssen.
Anna hat durch ihren scheußlichen Vater schon viel mitmachen müssen, weshalb die recht hart im Nehmen ist. Sie ist jedoch nicht verbittert, sondern blüht gerade in Bremen richtig auf. Sie freut sich auf ihr neues Leben.
Ihr Vater Helme ist einer der schlimmsten Schurken, die mir je in einem Roman begegnet sind. Er trinkt gerne und ist gewalttätig, nicht unbedingt außergewöhnlich, allerdings bringt er Menschen zum Vergnügen um. Während andere zum Vergewaltiger werden, wird er eben zum Mörder. Er ergötzt sich an der Angst der Menschen, wenn diese wissen, dass sie sterben werden. Er ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und gibt sich in Köln als reicher Mann. Damit sein Schwindel nicht auffliegt, muss er von seiner Person ablenken und versucht die Juden schlecht zu machen. Letztendlich sind viele Opfer zu beklagen und ein sehr düsteres Ereignis der Stadt Köln wird angesprochen.
Die Seifensiederin Margrite, auf die Anna und Gawin treffen, hat mich sehr an Berblin aus “Die Kerzenzieherin” erinnert, da sie auch in die Mutterrolle schlüpft. Sie ist resolut, aber hat das Herz am rechten Fleck. Selbst als sie Anna noch gar nicht kannte, hat sie ihr instinktiv geholfen.

Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, spannend, herzlich und sie verflog nur so beim Lesen. Ich konnte es manchmal gar nicht glauben, wie viel ich am Stück gelesen habe (meistens kann ich nicht mehr als ca. 30 Minuten lesen), so hat mich dieses Buch in seine Geschichte gezogen. Immer wenn ich es aufgeschlagen habe, war ich direkt wieder mitten in der Handlung und habe alles um mich herum vergessen. So was schaffen mittlerweile nur sehr wenige Bücher bei mir.

Tja, jetzt habe ich nur noch “Die Feinde der Tuchhändlerin” von Caren Benedikt zu lesen und dann heißt es warten. Warten auf einen neuen packenden Roman aus der Schreibfeder Caren Benedikts.

Fazit

Ein Meisterwerk, was mich immer wieder in seinen Bann gezogen hat und was ich nachher gar nicht mehr loslassen wollte. Wer gerne historische Romane liest, der wird an Caren Benedikt nicht vorbeikommen!