Rezension

Ein mexikanisches Schauermärchen

Der mexikanische Fluch -

Der mexikanische Fluch
von Silvia Moreno-Garcia

Bewertet mit 3 Sternen

Die junge Noemí, 22 Jahre alt, aufgewachsen in privilegierten Verhältnissen in Mexico City, liebt ausschweifende Partys, Flirts und schnelle Fahrten im Cabrio. Sie träumt davon, ihren Magister in Anthropologie zu absolvieren, aber da kommt ein besorgniserregender Brief ihrer Cousine Catalina, die sie bittet, ihr zu helfen. Catalina ist frisch vermählt und in die Provinz gezogen. Nun glaubt sie, ihren Verstand zu verlieren...

Catalina ist etwas älter als ihre Cousine Noemí und liebte schon immer die Märchenwelt der Grimms und die düsterromantischen Romane der Bronte Schwestern. Im modernen Mexiko der 1950er hat sie nun endlich ihren "Märchenprinz" gefunden, ihn sofort geheiratet und ist mit ihm rauf aufs Land zu seinen Verwandten gezogen. Alles passt perfekt, ein altes viktorianisches Herrenhaus oben auf einem Berg mitten im Wald, wo einst eine sehr reiche Silbermine gewesen ist. Das Haus liegt in herrlichster, nebeliger Schauerkulisse und das Hausinnere wirkt feucht, nass, düster und verfallen. Die neue Familie wirkt blass, kränklich und dient quasi dem uralten Hausherren Howard, der sehr krank ist. Zudem bleibt der Strom aus und man einigt sich auf ein schweigsames Verhalten untereinander. Kein Wunder, dass die einstige Lebefrau Catalina plötzlich Stimmen aus den Wänden hört...

Noemí ist temperamentvoll und in ihren Lebensplänen noch sehr sprunghaft. Ihr Vater ist ein reicher, herrischer Mann und erlaubt ihr nur den Magister in einem Fach nach ihrer Wahl zu absolvieren, wenn sie ihrer Cousine zur Hilfe eilt und überprüft, ob diese psychologische Hilfe braucht. Noemi ist hochmotiviert Catalina zu helfen. So erinnert sie sich doch auch an die spannenden Schauergeschichten, die diese ihr in ihrer KIndheit erzählte und überzeugt sich nun selbst von dem düsteren Anwesen und der mysteriösen Familie....

Der Roman ist unterhaltsam, keine Frage. Die Autorin beschreibt die düstere Atmosphäre dieses Schauerromans brillant nach den Vorbildern des Literaturgenres von den Grimms zu Poe, vllt. auch Ende, und verknüpft dies mit Anhauchungen der mexikanischen Mystik. Es macht Spaß das Buch zu lesen, auch wenn sich die Autorin extrem in detailreichen Beschreibungen verliert.

Schnell hat man eine Ahnung, was mit den Leuten im Haus nicht stimmt. Es wird schließlich immer wieder bis zum Wahnsinn erwähnt. Aber auch die Geschichte der Silbermine, die Rache der einheimischen Mexicanos, abstoßende Rassentheorien und co werden immer wieder als Idee mit ins Geschehen eingeflochten. Sämtliche Figuren wirken gruselig und scheintot, niemandem kann man trauen. 

Aber ein Fluch.... hm... Noemí wendet sich schließlich an den städtischen Arzt, um nach Catalina zu sehen. Jedoch ist dieser gar keine Hilfe. Er glänzt eher durch seine charmante Art und seine Attraktivität auf junge Frauen. Schließlich kehrt Noemí in das Haus einer alten, mexikanischen Heilerin ein, worum Catalina sie bat. Sie erhält eine Medizin, die Catalina einst geholfen hat, aber als die Cousine das Mittel in Noemís Gegenwart nimmt, wird ihr Zustand kritisch....

Soweit, so unterhaltsam. Leider nimmt die schöne Hommage an die Geschichte der Schauerliteratur bis hin zu modernen Fanatsyromanen eine Wende. Wer Spaß an Horrorfilmen der 2000er hat, wird sich schließlich über das Finale freuen können. Für mich ist diese Hommage an das Fantasygenre jedoch nichts gewesen. 

Der originale Titel "Mexican Gothic" trifft es, die Übersetzung mit "Fluch" hingegen finde ich unpassend. Diesbezüglich war das Buch enttäuschend.